BERICHT. OECD-Studie: Schwierige Verhältnisse in jungen Jahren wirken sich negativ auf das gesamte Leben aus – und belasten auch die Gesellschaft.
Kinderarmut? Sozialministerin Susanne Raab (ÖVP) findet, es werde schon genug getan. Im zweiten Band des aktuellen Sozialberichts der Regierung ist einem OECD-Beitrag zu entnehmen, dass das fraglich ist. Diplomatisch heißt es darin: „Österreich muss seine Anstrengungen zum Abbau sozioökonomischer Benachteiligung von Kindern fortsetzen.“
Zwar liege der Anteil der Kinder, die von absoluter Armut bzw. materieller Deprivation betroffen sind, hierzulande mit knapp acht Prozent deutlich unter dem Durchschnitt der europäischen OECD-Länder (zwölf Prozent). Benachteiligungen, die eine Person in jungen Jahre erfahren musste, würden sich aber negativ auf das gesamte spätere Leben auswirken. Damit würden sowohl dieser Person als auch der Gesellschaft insgesamt erhebliche Kosten erwachsen.
Männer, die eine sozioökonomisch benachteiligte Kindheit hatten, würden in Österreich um 23, Frauen um 15 Prozent weniger verdienen als Personen, bei denen das nicht der Fall war. Die wichtigste Rolle dabei spiele Bildung. Ein weiterer Faktor sei der Gesundheitszustand, der ebenfalls zu Verdiensteinbußen führe.
„Diese Einbußen schlagen sich in erheblichen Verlusten für die Volkswirtschaft nieder“, heißt es in der Studie: „Die auf Benachteiligung in der Kindheit zurückzuführenden negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt belaufen sich in Österreich auf umgerechnet 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Jahr, die negativen gesundheitlichen Auswirkungen schlagen mit 2,0 Prozent des BIP zu Buche. Durch Benachteiligung im Kindesalter erwachsen dem Staat also Gesamtkosten von umgerechnet 3,6 Prozent des BIP pro Jahr.“ 3,6 Prozent des BIP entsprechen heuer 18 Milliarden Euro.
Diese Kosten würden auch die negativen Auswirkungen auf die Staatsfinanzen beinhalten. Schätzungen zufolge würden dem Fiskus aufgrund geringerer Beschäftigung und schwächerer Einkommen bis zu 4,4 Prozent an Steuereinnahmen aus Einkommen und Sozialbeiträgen entgehen. Darüber hinaus müssten die Betroffenen mit zusätzlichen Sozialleistungen unterstützt werden.