Viel Staat, wenig Privat

BERICHT. Berufserfahrung von Regierungsmitgliedern: Neo-Verteidigungsminister Doskozil in guter Gesellschaft. 

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BERICHT. Berufserfahrung von Regierungsmitgliedern: Neo-Verteidigungsminister Doskozil in guter Gesellschaft.

Als Mitglied der Bundesregierung könnte sich der neue Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) durchaus wohl wühlen: Seine Arbeitskollegen verfügen über ähnliche Berufsbiographien. Die wenigsten sind in der Privatwirtschaft tätig gewesen.

Die Politik ist eine eigene Branche, oder, frei nach Max Weber, ein spezieller Beruf, in dem besondere Fähigkeiten gefordert sind. „Berufspolitiker“ ist also kein Schimpfwort. Erfahrungen in anderen Bereichen sammeln kann allerdings keinem schaden; im Gegenteil. Doch in Österreich schaut es diesbezüglich schlecht aus. Von dort, wo die meisten Bürger tätig sind, kommen die wenigsten Regierungsmitglieder: der Privatwirtschaft.

Der neue Verteidigungsminister hat bisher eine typische Laufbahn hingelegt: Doskozil wurde schon bald nach Erreichen seiner Volljährigkeit Polizeibeamter – und stieg als solcher schließlich zum Sicherheitsdirektor für das Burgenland auf. Zwischendurch war er Bürochef von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ).

Auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kennen die Privatwirtschaft nur aus Erzählungen anderer, wenn man von einem bekannten Studentenjob Faymanns (Taxifahrer) absieht: Der Regierungschef war etwa Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wiens, Geschäftsführer der SPÖ-nahen Mietervereinigung und Wohnbaustadtrat. Mitterlehner ging nach einem Gerichtspraktikum zur Wirtschaftskammer, wo er zuletzt stellvertretender Generalsekretär war.

Dass Einseitigkeit, auf welchem Gebiet auch immer, nie erfolgversprechend sein muss, zeigt wiederum Familienministerin Sophie Karmasin.

Zumindest spärliche Erfahrungen in der Privatwirtschaft gesammelt hat etwa Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ): Ihrem Lebenslauf zufolge arbeitete sie 2008 bis 2009 in der Rechtsabteilung der Strabag-Tochter Efkon.

Auf einen breiteren Erfahrungsschatz verweisen können Finanzminister Hans Jörg Schelling und Staatssekretär Harald Mahrer (beide ÖVP): Sie engagieren sich nicht nur lange schon politisch; Schelling war u.a. auch Vorstandsvorsitzender eines Möbelkonzerns, Mahrer Lobbyist.

Dass Einseitigkeit, auf welchem Gebiet auch immer, nie erfolgversprechend sein muss, zeigt wiederum Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP): Vor ihrer Berufung in die Bundesregierung war sie selbst nie weiter in der Politik tätig; sie hat sich allenfalls als Meinungsforscherin ebendort einen Namen gemacht. Anders ausgerückt: Sie hat im wesentlichen immer nur in der Privatwirtschaft gearbeitet. Was ihr im Hinblick auf ihren heutigen Job nur bedingt genützt hat: Karmasin gilt immer wieder als Ablösekandidatin.

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