BERICHT. Bekommen Boulevardzeitungen bereits den neuen Kurs von Kern und Co. zu spüren?
Vom neuen Kanzler und SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern sei eine andere Medienpolitik zu erwarten als von seinem Vorgänger Werner Faymann, analysierte das Branchenblatt „Horizont“ bereits zu seinem Amtsantritt im Mai. Faymann habe die Presseförderung gekürzt, um Kritikern zufolge „lieber“ Inserate zu schalten. Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) bestätige die Wende wenig später in einem „Standard“-Interview unter dem Titel „Weniger Inserate, mehr Presseförderung“.
Ein Blick in die Boulevardzeitungen der letzten Tage deutet darauf hin, dass den Worten auch Taten folgen. Beispiel „Österreich“: In den Ausgaben seit dem 1. September findet sich keine Schaltung eines Ministeriums. Unverändert geblieben ist dagegen die Werbefreudigkeit der Stadt Wien und ihrer Töchter: Am vergangenen Sonntag „informierten“ sie etwa halbseitig darüber, was in dem betreffenden Bezirk seit Monaten ohnehin schon Gesprächsthema ist; nämlich, dass Währing parkgebührenpflichtig wird. Tags darauf lassen die Wiener Linien ebenso groß wissen, dass die U4 wieder durchgehend benützbar ist.
In der Vergangenheit haben Kanzleramt und Ministerien vor allem in Boulevardzeitungen stark geworben. Allein für „Österreich“ (inkl. „Sonntag“ und „Madonna“) kam laut Transparenzdatenbank im 1. Quartal dieses Jahres ein Gesamtvolumen von 801.238,25 Euro zusammen. Besonders zum Schulstart war die Kreativität immer wieder groß; so wies das Verkehrsministerium vor einem Jahr darauf hin, dass Schulwege gefährlich sein können.