BERICHT. Über 90 Prozent der Menschen wurden im vergangenen Herbst an Deutschland weitergereicht, wie die Innenministerin berichtet.
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) wirft Griechenland vor, Flüchtlinge nach wie vor nur durchzuwinken. Dabei kann man den Hellenen allenfalls ankreiden, dass sie die österreichische Kehrtwende in der Politik noch nicht nachvollzogen haben. Denn die Alpenrepublik hat im vergangenen Herbst nichts Anderes getan, wie aktuelle Zahlen aus dem Innenministerium unterstreichen.
„Die Griechen sind in der komfortablen Situation, dass kein Flüchtling länger als 24 Stunden in Griechenland ist, jeder wird an die mazedonische Grenze gebracht“, so Außenminister Kurz in einem Kurier-Interview: „Griechenland ist nur als Transitland betroffen. Wenn Griechenland seine Grenzen schützen, Hotspots errichten würde – alles mit europäischer Hilfe –, würden wir die Flüchtlingssituation besser in den Griff bekommen. Aber natürlich wäre das für Griechenland eine größere Herausforderung, denn das würde bedeuten, dass wesentlich mehr Menschen bedeutend länger in Griechenland bleiben würden.“
Österreich hat vor wenigen Wochen angefangen, die Grenzen weitestgehend dicht zu machen. Schon bald soll es tägliche Kontingente, also Flüchtlingsobergrenzen, geben. Im Herbst war alles noch anders. Da wurden Asylwerber fast ausnahmslos nach Deutschland weitergereicht: „Im Zeitraum vom 4. September bis 14. Dezember 2015 sind 619.765 Fremde nach Österreich eingereist, die zum Großteil an den festgelegten Übernahmepunkten von den deutschen Behörden übernommen wurden“, so Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung. Tatsächlich dürfte es sich um mehr als 90 Prozent der Ankömmlinge gehandelt haben. Gerade einmal fünf Prozent – bzw. 33.760 Personen – sind hier geblieben und haben sich um Asyl bemüht.