BERICHT. Studie: Parteizugehörigkeit, aber auch Migrationshintergrund und Aussehen haben im öffentlichen Dienst Einfluss auf die Karriere. Je nachdem zum Vor- oder Nachteil.
Die Wissenschaftlerinnen Roswitha Hofmann und Karin Schönpflug haben in einer Studie einen „erkundenden Blick auf wirkungsmächtige Unterscheidungen und Ungleichverhältnisse am Arbeitsort Ministerium“ geworfen. Ziel: Die Debatte über Diversität und mögliche strukturelle Privilegien, Hürden und Ausschlussmechanismen versachlichen.
Dafür zur Verfügung gestellt haben sich zwei damals grüne Ressorts: Das ehemalige Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), dem Werner Kogler vorstand sowie das Klimaschutzministerium von Leonore Gewsessler. Das sei ein „mutiger Schritt“ gewesen, betonen Hofmann und Schönpflug, „stehen doch Verwaltungen ungleich stärker im Fokus der Öffentlichkeit als beispielsweise privatwirtschaftliche Unternehmen“. Sie hätten damit ihren Willen unterstrichen, die gleichstellungs- und diversitätsbezogene Weiterentwicklung des Bundesdienstes zu unterstützen.
Dass es Handlungsbedarf gibt, wird durch die Studie unterstrichen: So sehr sich der Bundesdienst durch Arbeitsplatzsicherheit oder auch einen geringen „Gender Pay Gap“ auszeichnet, so sehr hapert es in anderen Bereichen. Zitat: „Aus der explorativen Studie lässt sich (…) ableiten, dass der Status Quo vor allem Akademiker:innen ohne Migrationsgeschichte, Menschen mit guter sozialer und weltanschaulicher Vernetzung sowie Personen ohne Behinderungen, die den vorherrschenden Normvorstellungen entsprechen, begünstigt.“
Diese Gruppen hätten „Vorteile bei der Besetzung von Positionen und beim Eintritt in den Bundesdienst, während andere, wie Menschen mit Migrationsgeschichte, ohne akademischen Hintergrund oder Behinderungen, benachteiligt sind. Diese Nachteile betreffen insbesondere Menschen, die nicht den Normvorstellungen hinsichtlich Verhalten und Aussehen entsprechen, sowie diejenigen ohne relevanten sozialen oder kulturellen Hintergrund. Auch der Fortschritt in Bezug auf Diversität, insbesondere in Führungspositionen, bleibt im internationalen Vergleich hinter den Erwartungen zurück.“
Ein besonders auffälliges Diskriminierungsmerkmal sei „Religion/Weltanschauung“. Dabei geht es häufig um Parteizugehörigkeit oder -nähe. Einst hätte man auch vom Parteibuch gesprochen. Wie relevant es im Grunde genommen heute noch ist, bestätigen Gutachten der Bundes-Gleichbehandlungskommission. „Weltanschauung“ scheint darin als Diversitätsmerkmal gleichauf mit Alter und Geschlecht auf. Das sei ein „Spezifikum des öffentlichen Dienstes“, so Hofmann und Schönpflug.