Was noch immer nicht geht

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ANALYSE. Die „Sie werden sich wundern, …“-Aussage ist Norbert Hofer einst zum Verhängnis geworden. Anlässlich seines Rückzugs aus der Politik: Wie wäre das heute? These: Trotz all der geänderten Umstände genauso.

Hinterher mag Norbert Hofer versucht haben, die Aussage in einen anderen Zusammenhang zu stellen: „Sie werden sich wundern, was alles gehen wird“, hatte er als Präsidentschaftskandidat der FPÖ 2016 in der Elefantenrunde des ORF gesagt. Später erklärte er, der Satz ziehe sich durch seine Biographie: Nach einem Unfall hätten ihm die Ärzte mitgeteilt, er sei querschnittgelähmt und werde nicht mehr gehen können. Es sei jedoch anders gekommen. Auch im Wahlkampf habe er dies in einem positiven Sinn gemeint: Im Moment gehe es in Österreich bergab. Wenn man sich anstrenge, könne es auch wieder bergauf gehen.

Für viele rübergekommen ist der Satz jedoch als Warnung: Der Bundespräsident kann mehr als man glaubt. Es ist ja auch so. Er muss nicht den Chef der stimmenstärksten Partei zum Kanzler machen. Umgekehrt könnte er den, den er zum Kanzler macht, jeden Tag zu sich in die Hofburg zitieren und ihm vor laufender Kamera mitteilen, wie er die Dinge sieht und welche Lösungen er sich erwartet.

Bei Hofers Warnung ist dazugekommen, dass er zwischendurch sogar mit einem EU-Austritt Österreichs gespielt hat: Sollte die Türkei beitreten, sollte man ein solches Referendum durchführen, meinte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Beides zusammen hat ihm geschadet. Und weil er gerade angekündigt hat, sich aus der Politik zurückzuziehen, nachdem er von Herbert Kickl bereits in die burgenländische hinuntergemobbt worden war, kann man sich fragen: Wie wäre das heute?

Einerseits haben sich Grenzen verschoben: Bei der Nationalratswahl hat Kickl die FPÖ auf Platz eins geführt, obwohl oder gerade weil er angekündigt hat, ein „Volkskanzler“ zu werden; und obwohl oder gerade weil er Andersdenkende als „Volksverräter“ bezeichnet hat. Beides zusammen steht für einen möglicherweise gesteigerten Zuspruch für autoritäre Verhältnisse.

Trotzdem würde ein freiheitlicher Präsidentschaftskandidat, der drohend wissen lässt, wie mächtig ein Staatsoberhaupt sein könnte und zwischendurch über einen EU-Austritt nachdenkt, heute wieder scheitern; jedefalls, wenn er einen wie Alexander Van der Bellen zum Gegner hat.

Genauer: Hofer ist erstens eine breite Auseinandersetzung mit seinen Aussagen zum Verhängnis geworden. Bei Aussagen von Kickl kommt es zu keiner vergleichbaren. Auch wenn er sich als „Volkskanzler“ anbietet. Das wäre jedoch wichtig, damit klar wird, worum es geht. Bei Hofer ist das eben der Fall gewesen.

Ihm ist zweitens zum Verhängnis geworden, dass es bei einer Bundespräsidenten-Stichwahl um 50 Prozent plus mindestens eine Stimme geht. Wobei man nicht vergessen sollte, dass er mit zunächst 49,7 Prozent nah dran war.

Drittes ist Hofer der Gegenkandidat zum Verhängnis geworden. Ein Jahr, ehe die Grünen (für zwei Jahre) aus dem Nationalrat flogen, ließ ihr Ex-Chef Alexander Van der Bellen in der ersten Wahlrunde Andreas Khol von der ÖVP genauso weit hinter sich wie Rudolf Hundstorfer von der SPÖ. In der Stichwahl war er schließlich ein starkes Angebot für ein Österreich, das Hofer als Staatsoberhaupt ablehnte; und das er auch dadurch umwarb, dass er versuchte, Weltoffenheit und Heimatbezogenheit zu verkörpern.

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