ANALYSE. Weder als aktiven Bundespräsidenten noch als potenziellen Kanzlerkandidaten kann der FPÖ-Chef seinen Parteifreund brauchen.
Für Norbert Hofer ist 2016 ein gutes, ja sensationelles Jahr; egal, was in den verbleibenden Monaten kommt, er hat gewonnen. Ganz Österreich kennt den FPÖ-Politiker mittlerweile. Und die noble Zurückhaltung, die er zeigt, lässt ihn als Freiheitlichen erscheinen, den auch politische Gegner respektieren. Hinweise auf seinen Burschenschafter-Hintergrund verklingen jedenfalls wirkungslos.
„Passieren“ kann Hofer in diesem Jahr noch einiges: Er könnte zum Bundespräsidenten gewählt werden; oder zum Kanzlerkandidaten aufgebaut werden. Wobei FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache weder das eine noch das andere recht sein kann.
Als Staatsoberhaupt würde Hofer eine aktive Rolle spielen; das hat er im Wahlkampf jedenfalls angekündigt. Möglicherweise würde er demnach sogar die Bundesregierung entlassen und Neuwahlen erzwingen. Das würde ihm jedoch so ausgelegt werden, dass er sein Amt dazu missbraucht, seiner Partei zum Durchbruch zu verhelfen– was ihr naturgemäß schaden würde.
Zumal die FPÖ unter Heinz-Christian Strache weder selbst erzwungene Neuwahlen noch einen fliegenden Koalitionswechsel notwendig hat: Sie würde „ganz normale“ Nationalratswahlen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haushoch gewinnen. Und zwar auf Kosten von SPÖ und ÖVP – was ihr summa summarum zur stärksten Position verhelfen würde, die sie erreichen kann.
Seine Chancen, bei der Bundespräsidenten-Wahl ein weit über die Landesgrenzen hinaus beachtetes Ergebnis zu erzielen, sind groß.
Doch zurück zu Hofer: Seine Chancen, bei der Bundespräsidenten-Wahl ein weit über die Landesgrenzen hinaus beachtetes Ergebnis zu erzielen, sind groß. Womit er auch dann zum neuen Superstar der Partei aufsteigt, wenn er es nicht in die Hofburg schafft. Und das wäre dann das andere Problem Straches: Immerhin steht Hofer Burschenschaftern, die in der Partei noch immer sehr einflussreich sind, näher. Und vor allem gilt Hofer als umgänglicherer Freiheitlicher – der für noch mehr Wähler, aber auch Koalitionspartner, ein erträglicher Kanzlerkandidat wäre.