ANALYSE. Das Wahlergebnis ist zu klar, als dass es noch gedreht werden könnte. Zumal das Gegenlager nicht geschlossen sein wird.
Was passiert, wenn Norbert Hofer im ersten Wahlgang vorne liegt? Das werde nicht unbedingt ein Vorteil für ihn sein, hieß es vor wenigen Tagen an dieser Stelle. Begründung: Das werde all jene, die einen freiheitlichen Bundespräsidenten unter allen Umständen verhindern wollen, umso mehr aufrütteln. Diese Aussage muss nun freilich korrigiert werden: Hofer hat den ersten Wahlgang so klar gewonnen, dass ihm das höchste Amt im Staat nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu nehmen ist.
Man darf nicht vergessen, dass dem Freiheitlichen überraschend wenig auf die notwendige absolute Mehrheit in der Stichwahl fehlt. Und dass SPÖ und ÖVP, deren Kandidaten nicht viel, aber halt doch ein Viertel der Stimmen erreicht haben, wenn, dann nur verhalten gegen Hofer auftreten werden: Zum einen tun sie sich aufgrund ihres Kurses in der Flüchtlingspolitik schwer, vor ihm zu warnen; der Kurs kommt ihm schließlich nahe. Zum anderen werden es sich die beiden ehemaligen Großparteien mit den Freiheitlichen nicht mehr verscherzen wollen; immerhin könnten sie bei der nächsten Regierungsbildung auf ihre Gunst angewiesen sein.
Allein schon das dürfte Hofer für die Absolute reichen.
Der Rest sei der Vollständigkeit halber angeführt: Der Gegenkandidat wird Alexander Van der Bellen heißen. Und um sich gegen Hofer durchzusetzen, müsste er seinen Stimmenanteil mehr als verdoppeln. Was schier unmöglich ist: Schon allein, dass ihn alle Griss-Wähler unterstützen werden, ist fraglich; immerhin ist sie Mitte-Rechts-Vertreterin und er Mitte-Links-Kandidat.