ANALYSE. … und die Politik verschärft die Krise durch ein unerträgliches System der „Presseförderung“.
Ist mit Journalismus noch Geld zu verdienen? Oder besser: Sind klassische Medien, die einen solchen ermöglichen, nach wie vor ein Geschäftsmodell? Zweifel sind angebracht. Die Krise erreicht zunehmend auch Österreich: Die Meldung, dass Eva Weissenberger „News“ gemeinsam mit ihrem engsten Team verlassen werde, hat wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass das einst erfolgreichste Magazin Österreichs längst rote Zahlen in Millionenhöhe schreibt. Und damit ist es nicht allein. 2016 wurde mit dem „Wirtschaftsblatt“ eine Tageszeitung gar überhaupt eingestellt. Gespart, also gekürzt, wird überall. Am besten geht es noch Medienhäusern, die mit ihrem Lokaljournalismus über diverse Kanäle ganze Regionen abdecken – und damit nicht so schnell ersetzbar sind.
Daneben entsteht aber ein Vakuum: Vor allem politischer Journalismus, der Regierung wie Opposition kritisch gegenübersteht, gerät unter Druck. Medien, die sich ihm verschrieben haben, können sich immer weniger Redakteure leisten, die immer mehr liefern müssen, was naturgemäß auf Kosten der Qualität und der unverzichtbaren „Watchdog“-Funktion geht.
Vielleicht aber ist das der Politik ohnehin recht.
Vielleicht aber ist das der Politik ohnehin recht. So lange Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) kein neues Presseförderungs-Modell inkl. einer Beseitigung fragwürdiger Praxen durchsetzt, muss jedenfalls davon ausgegangen werden. Presseförderung funktioniert in Österreich nämlich so: Keine zehn Millionen Euro werden auf gesetzlicher Grundlage vergeben. Gut das 20-Fache fließt daneben willkürlich in Form von Inseraten vorzugsweise an Boulevardmedien. Allein die rot-grüne Stadt Wien hat im kommenden Jahr ein „Informationsbudget“ von 48,1 Millionen Euro. Stellt sich die Frage: Wo soll da noch Platz für unabhängigen Journalismus sein? Die ohnehin schon angespannte Marktlage wird damit nur noch weiter verzerrt, ja für alle, die nicht in den Genuss von öffentlichen Inseraten kommen, dramatisch verschärft.
Auch der neue Kanzler und SPÖ-Vorsitzende Christian Kern hat Misstrauen eher verstärkt: Durch die Abschaffung des Pressefoyers hat er signalisiert, dass er die Berichterstattung vermehrt selbst in die Hand nehmen will; und zwar über diverse soziale Medien. Womit er nicht allein ist: Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und ganz besonderes die Freiheitlichen um Heinz-Christian Strache (FPÖ) haben sich auf Facebook und Co. eine eigene Öffentlichkeit geschaffen, die so groß ist, dass sie auf Journalisten im Grunde genommen verzichten können.
Auf Fotografen tun sie das ohnehin schon: Strache liefert vorzugsweise Selfies, Kern und Kurz lassen immer wieder ausgewählte Bilder von Leibfotografen verbreiten. Womit sie ihre Darstellung zu einem guten Teil tatsächlich unter Kontrolle haben.