Kurz-Kern-Strache-Kurs

ANALYSE. Wie eine gewisse Kultiviertheit zerstört wird. Und es keine wahrnehmbare Opposition dazu gibt. 

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ANALYSE. Wie eine gewisse Kultiviertheit zerstört wird. Und es keine wahrnehmbare Opposition dazu gibt.

„Wahrheiten aussprechen, nicht Probleme schönreden“, lautet die Devise von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, und in diesem Sinne wiederholt er immer wieder, dass das mit den Flüchtlingen nicht so weitergehen könne, dass es erhebliche Schwierigkeiten gebe und so weiter und so fort. Dem wird doch niemand widersprechen können, oder? Die Freiheitlichen jedenfalls nicht. Und auch der SPÖ-Vorsitzende, Bundeskanzler Christian Kern, sieht sich außer Stande dazu.

Immer wieder versucht er der Fragestellung zwar auszuweichen, kehrt dann aber doch ebenso oft wieder dazu zurück. Wobei er sich nun mit einem Trick beholfen hat: Nicht er spricht „unangenehme Wahrheiten“ aus; er lässt in einem Stammtisch-Video, das im steirischen Admont aufgenommen wurde, vielmehr eine Frau draufloslegen – und zwar hemmungslos und vor allem auch ohne weiter auf sie einzugehen.

Das ist entlarvend: Erstens, österreichischen Kanzlerkandidaten scheint es zu reichen, Probleme anzusprechen oder eben ansprechen zu lassen. Ein ziemlich großer Teil der Bürger scheint das „richtig“ zu verstehen: Endlich einer, der nichts unter den Teppich kehrt bzw. kehren lässt. Zweitens, Lösungen sind nicht nötig. Und drittens: Eine gewisse Kultiviertheit ist verloren gegangen. Respekt vor dem Mitmenschen gilt eher nur als dummes „Gutmenschentum“; es ist stattdessen (wieder) möglich, Verachtung zum Ausdruck zu bringen.

Bemerkenswert ist, dass es zu alledem keine wahrnehmbare Opposition gibt: SPÖ, ÖVP und FPÖ halten angeblich gut und gerne 80 Prozent. Die Neos befinden sich als (vor allem) wirtschaftsliberale Partei auf einem anderen Spielfeld. Peter Pilz tut das ebenfalls; er ist selbsternannter Aufdecker und Mit-den-Grünen-Abrechner.

Die Grünen könnten von einer Hoferisierung der Alpenrepublik strategisch gesehen sogar profitieren. Würde man meinen. 

Rein strategisch gesehen wären das eigentlich ganz tolle Voraussetzungen für die Grünen. Wie für Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidenten-Stichwahl vor einem Jahr könnte in der Hoferisierung der Alpenrepublik eine Chance für sie liegen: Wenn auch möglicherweise keine Mehrheit, so hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großer Teil der Österreicher ein Problem mit dieser Entwicklung – und lechzt nach einer Absage in Form einer wählbaren Alternative dazu.

Viel mehr als ein großflächig plakatierter Slogan in Wien („Im Kern ist Kurz ein Strache“), der noch dazu überraschend wenig Ernsthaftigkeit zum Ausdruck bringt, bieten die Grünen jedoch nicht an. Sie konzentieren sich lieber auf das Thema Klimaschutz. Was für die Menschheit letzten Endes natürlich viel wichtiger, jetzt aber leider nicht das entscheidende Problem ist.

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