BERICHT. Vertrauen ins Krisenmanagement der Koalition hat stark nachgelassen, bei Wählern der mitregierenden Grünen ist es deutlich niedriger als bei Wählern der oppositionellen Neos.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird schon wissen, warum er dem Krisenmanagement der Regierung einen Paradigmenwechsel verordnen möchte: An die Stelle von Bevormundung soll mehr Selbstverantwortung treten. Laut Erhebungen, die die Uni Wien regelmäßig durchführt, hat das Vertrauen der Bürger stark nachgelassen. Wobei nicht nur die ÖVP darunter leidet, sondern viel mehr noch die Grünen. Und nebenbei auf eine ganz andere Art und Weise die Neos.
Auf dem stets lesenswerten Corona-Blog der Uni Wien wurde ein Beitrag zu den Entwicklungen veröffentlicht. Die Ausführungen stützen sich auf Umfragen. Im Jänner vertrauten nur 30 Prozent der Österreicher der Regierung in einem hohen Maße. Am Höhepunkt der Coronakrise taten dies jedoch ganze 70 Prozent. Was nicht außergewöhnlich ist. In der Politikwissenschaft spricht man in einem solchen Zusammenhang von einem „Rally ‚round the flag“-Effekt. In Krisenzeiten stehen die Massen demnach eher geeint hinter der Regierung. In weiterer Folge ließ das Vertrauen stark nach, zuletzt belief es sich nur noch auf 45 Prozent – was freilich noch immer mehr ist als im Jänner.
Das Vertrauen wird auf einer Skala von 0 („überhaupt kein Vertrauen“) bis 10 („sehr viel Vertrauen“) gemessen. Auch die Durchschnittswerte nach Parteiwählern haben durchwegs nachgelassen. Bei der ÖVP von 8,4 Ende März auf 7,7 in der zweiten Mai-Hälfte. Bei der SPÖ von 7,2 auf 5,0 und bei der FPÖ gar von 6,2 auf 4,0. Kleiner Einschub: Rein parteipolitisch ist das nicht schlecht für die beiden Oppositionsparteien; so verlieren sie eher nicht noch mehr Zuspruch.
Alarmierend sind dagegen die Werte für die beiden Kleinparteien. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen: Bei den NEOS-Wählern ist das Vertrauen von 8,1 auf 7,0 zurückgegangen. Damit ist das Niveau grundsätzlich sehr hoch geblieben, vor allem aber höher als bei den mitregierenden Grünen. Für die Neos ist es damit nicht einfach, Opposition zu betreiben. Für die Grünen, bei deren Anhängern das Vertrauen von 7,5 auf gerade einmal 6,2 zurückgegangen ist, wird dagegen deutlich, das ihnen die Mitverantwortung für einen starken, bevormundenden Staat auf Dauer nicht gut bekommen könnte.
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