BERICHT. Rechtspopulistische und in Teilen auch -extreme Parteien profitieren grenzüberschreitend ähnlich stark von einer schlechten Stimmungslage in der Bevölkerung. Das zeigt eine Erhebung zur Europawahl.
Sehr, sehr viele Menschen weltweit haben das Gefühl, dass sich die Dinge in die falsche Richtung entwickeln oder überhaupt den Bach runtergehen. Davon profitieren rechtspopulistische und in Teilen auch -extreme Parteien wie die österreichische FPÖ und die deutsche AfD, die gleich erklären, wer schuld an der Entwicklung sei: Regierende, die auf die wahren Probleme der Leute pfeifen und stattdessen einfach weiter Zuwanderung erlauben oder sich mit Klima- und Genderfragen beschäftigen würden, womit sie – weil eben nicht die wahren Probleme – alles nur noch schlimmer machen würden.
Das verfängt. Erstens, weil sich Regierende in den vergangenen Jahren unbeliebt gemacht haben und zweitens, weil es bei weitem keine Selbstverständlichkeit für eine große Mehrheit ist, dass man immer auch die Klimakrise oder eben gesellschaftliche Diskriminierungen auf dem Radar haben muss. Dass man diesbezüglich nicht im vorigen Jahrhundert bleiben kann, sondern es notwendig ist, sich weiterzuentwickeln.
Es verfängt vor allem aber auch, weil es eine sehr verbreitete Wahrnehmung gibt, dass sich der persönliche Lebensstandard verschlechtert. Und dass damit auch die Befürchtung einhergeht, dass er das weiterhin tun wird.
In Summe treibt das Wählerinnen und Wähler zu den rechten Parteien. Das zeigt auch eine Detailauswertung der Eurobarometer-Nachbefragung zur Europawahl im vergangenen Juni: In Deutschland und Österreich belief sich der Anteil der Wähler, die davon ausgehen, dass sich der persönliche Lebensstandard in den kommenden fünf Jahren verschlechtern wird, auf rund ein Drittel. Bei FPÖ- und AfD-Wähern war er jedoch weit überdurchschnittlich und betrug jeweils 52 Prozent.
Bei allen anderen Parteien war er da wie dort eher durchschnittlich oder weit unterdurchschnittlich. Bemerkenswert ist zum Beispiel, dass er das ganz besonders bei Grünen-Wählern war – mit 19 Prozent in Österreich und 15 Prozent in Deutschland. Auf ähnlichem Niveau bewegte er sich in beiden Ländern auch bei Liberalen (Neos bzw. FDP-Wählern) sowie in Deutschland bei Anhängern der regierenden Sozialdemokraten mit gerade einmal 13 Prozent.
In Österreich belief sich der Anteil bei der SPÖ auf 35 Prozent. Das ist jedoch ein schwacher Trost für die Partei: Nicht sie, sondern die FPÖ schaffte es am ehesten, Menschen zu gewinnen, die in Bezug auf die persönlichen Verhältnisse schwarz sehen.