Doskozil-Dilemma

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ANALYSE. Eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hätte lieber den Burgenländer als Rendi-Wagner als SPÖ-Vorsitzenden. Was heißt das schon? Nicht nichts, aber …

Die Tageszeitung „Heute“ hat das Meinungsforschungsinstitut „Unique Research“ erheben lassen, wer nach Einschätzung der Wählerinnen und Wähler die oder der bessere SPÖ-Vorsitzende wäre: Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner oder der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Ergebnis: „Mehrheit der Österreicher wünscht sich Doskozil“. 34 Prozent geben ihm den Vorzug, gerade einmal 26 Rendi-Wagner. Alles klar? Nein, das schreit nach einem „Aber“ – und es beinhaltet im Übrigen auch bemerkenswerte Hinweise (zumindest) für die Sozialdemokratie.

Die Mehrheitsverhältnisse unterscheiden sich extrem nach Partei-Präferenz. Um das deutlicher hervorzuheben, hat dieSubstanz.at die Umfrageergebnisse nach den Doskozil-Anteilen gereiht: Je weiter rechts die Wählerinnen und Wähler stehen dürften, desto größer ist (wenig überraschend) der Zuspruch zu ihm. Bei SPÖ- und Grünen-Anhängern kommt er auf 20, 22 Prozent, bei Neos-Anhängern auf 27 Prozent. Rendi-Wagner erreicht hier zwei, drei Mal höhere Werte.

Umgekehrt ist es rechts der Mitte: Bei ÖVP-Wählerinnen und Wählern schafft der Burgenländer 51, bei Freiheitlichen gar 64 Prozent. Rendi-Wagner ist hier chancenlos.

Diese Unterschiede sind wichtig: Will die SPÖ um Türkise und Blaue werben, könnte sie auf Doskozil setzen, würde aber zwei Dinge riskieren: Zum einen, dass sie wenig bis nichts gewinnt, weil diese Leute mit Sebastian Kurz (ÖVP) und Herbert Kickl (FPÖ) ohnehin gut bedient sind; zum anderen, dass sie links der Mitte verliert.

Die Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende, die Angelegenheit ist komplizierter: Abgesehen davon, dass immerhin 40 Prozent aller Befragten im Rahmen dieser Erhebung keine Angaben machten, besteht das größere SPÖ-Dilemma darin, dass es in Österreich eher eine Mitte-Rechts-Mehrheit gibt: Laut jüngster „profil“-Umfrage kommt Türkis-Blau derzeit auf 51 Prozent, während sich Rot-Grün-Pink mit 46 Prozent begnügen muss.

Soll heißen: Gerade so lange es Sebastian Kurz schafft, Mitte-Rechts-Wählerinnen und -Wähler wirkungsvoll anzusprechen, liegt das größtmögliche Potenzial für die Sozialdemokratie sehr wahrscheinlich darin, Leute zu umwerben, die in der Mitte bzw. leicht rechts davon stehen, ohne dabei aber die Linke zu vergrämen. Unter Rendi-Wagner ist das bisher nicht gelungen, mit Doskozil wäre es schwer möglich.

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