Babler neu

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ANALYSE. Der SPÖ-Vorsitzende geht auf Nummer sicher – und beginnt ältere Wähler:innen mit Versprechen zu umwerben, die populär sind.

Man sollte SPÖ-Chef Andreas Babler trotz allem nicht unterschätzen. Klaus Herrmann, Chefredakteur der „Kronen Zeitung“, hat sich jüngst in einem morgendlichen Newsletter lustig gemacht über seine Forderung, eine 32-Stunden-Woche einzuführen. „Selbst die meisten Arbeitnehmer“ würden das „für eine Schnapsidee halten“, so Herrmann. Wirklich? Das ist wohl eher Wunschdenken. Das Meinungsforschungsinstitut Gallup hat im vergangenen Jahr einmal erhoben, wie die Österreicher:innen zu einer 30-Stunden-Woche (!) bei vollem Lohnausgleich stehen würden. Ergebnis: 57 Prozent wären dafür. So ähnlich ist das auch bei einer Millionärs- oder Vermögenssteuer (73 Prozent dafür).

In seinen 24 Ideen „mit Herz und Hirn“ für das Land kommen diese Punkte trotzdem eher nur beiläufig vor. Der Steuer ist der letzte Punkt gewidmet und bei der Arbeitszeit geht es überhaupt nur noch darum, „gemeinsam mit Unternehmen, Betriebsrät*innen und der Gewerkschaft die 4-Tage-Woche in Betrieben unterschiedlicher Branchen zu testen und wissenschaftlich zu evaluieren“.

Zentral ist hier etwas anderes: Alles in allen wird nichts (mehr) riskiert. Heikle Themen wie (militärische) Sicherheit werden ebenso ausgeklammert wie Systemreform-Ansagen, die für größere Debatten sorgen könnten. Stattdessen geht es um eine gute Welt, wie sie eher von gestern bekannt ist. Zufall? Wohl kaum. These: Babler richtet den Fokus auf die Wählergruppe 60 plus. Das ist erstens die größte Wählergruppe und zweitens die, bei der die SPÖ noch immer am erfolgreichsten ist. Insofern geht er auf Nummer sicher.

Der Recht auf einen Arzttermin innerhalb von 14 Tagen ist dazu angetan, bei diesen Männern und Frauen zu punkten. Mit dem Ruf nach mehr Polizisten auf der Straße sowieso. Von der Absage an Pensionskürzungen sowie eine Erhöhung des Antrittsalters gar nicht zu reden: „Das ist eine Frage des Respekts vor Arbeit“, heißt es dazu. Apropos Respekt: „Unsere ältere Generation hat Respekt verdient. Niemand soll draufzahlen, nur weil man nicht alles digital machen will.“ Sprich: Ein „Recht auf ein analoges Leben“ soll her. Dazu soll ein „Österreich-Sparbuch“ mit garantierten 3 Prozent Mindestzins kommen – und ein Recht auf Bargeld.

Kann das aufgehen im Hinblick auf die Wahl? Zunächst einmal hängt das davon ab, wie Ältere zu Babler stehen. Ob er hier in der Vergangenheit zum Beispiel viele irritiert hat oder nicht. Dazu liegen keine belastbaren Daten vor. Grundsätzlich aber ist das Potenzial bei Älteren groß für die SPÖ: Freiheitliche schneiden bei der Generation 60plus traditionell am schwächsten ab. Neos und Grünen geht’s auf der anderen Seite nicht besser bei dieser Gruppe. Die ÖVP hat im Moment die Krise. Sie ist hier die einzige Mitbewerberin für Babler.

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