Wie die SPÖ der ÖVP Vorarlberg die Modellregion abgewürgt hat

ANALYSE. Werden Regierungspläne umgesetzt, dürfte nur eine AHS-Unterstufe in eine Gemeinsame Schule umgewandelt werden. Und das wäre im westlichsten Bundesland aber schon gar nicht praktikabel. 

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ANALYSE. Werden Regierungspläne umgesetzt, dürfte nur eine AHS-Unterstufe in eine Gemeinsame Schule umgewandelt werden. Und das wäre im westlichsten Bundesland aber schon gar nicht praktikabel.

Die Bildungsreform ist ein bezeichnendes Stück Große Koalition: SPÖ und ÖVP schaffen es, von einer Einigung zu sprechen – und Gegensätze gar nicht erst zu kaschieren. „Wir werden die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen Wirklichkeit werden lassen“, sagt Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Und ihr Verhandlungspartner, ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer, ergänzt: „Es ist uns wichtig, dass wir am Gymnasium festhalten.“

Das ist einer der Momente, in denen man als Beobachter aufpassen muss, nicht verrückt zu werden: Ja, man hat richtig gehört. Und nein, was die rote Seite sagt, stimmt in keiner Weise mit dem überein, was von der schwarzen kommt; im Gegenteil. Sprich: Da gibt es nichts zu verstehen. Das ist ein Widerspruch. Und Punkt.

Besonders bemerkenswert ist das im vorliegenden Fall aber aufgrund des Ausgangslage: Auf Bundesebene behauptet die SPÖ, für eine Gemeinsame Schule zu sein. Die ÖVP ist dagegen. In Vorarlberg aber, wo man eine Modellregion starten möchte, wäre die ÖVP dafür. Also hätte Heinisch-Hosek den Ball nur im Sinne des dortigen Landeshauptmannes Markus Wallner aufgreifen müssen. Gegen das, was der will, kann seine Bundespartei doch nicht allen Ernstes sein! Oder doch? Heinisch-Hosek ist der Sache nicht weiter nachgegangen, jedenfalls hat sie keinen öffentlichen Druck aufgebaut.

Sie hat vielmehr eine Lösung akzeptiert, die, wie eingangs erwähnt, keine ist. Für Vorarlberg bedeutet sie jedenfalls, dass eine Modellregion zur Gemeinsamen Schule nicht möglich ist. Sie hätte nur flächendeckend funktioniert, also dann, wenn alle ehemaligen Hauptschulen und AHS-Unterstufen eingebunden worden wären.

Von den neun AHS-Unterstufen öffentlicher Gymnasien Vorarlbergs befinden sich acht auf engstem Raum.

Geplant ist nun aber, dass nur bis zu 15 Prozent der Schüler und der Standorte eines Landes in einen Modellversuch aufgenommen werden dürfen. In Vorarlberg gibt es 14 Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS). Elf davon verfügen über eine Unterstufe, wie sie für einen Versuch in Frage kommt. Von diesen elf sind aber zwei Privatschulen. Bleiben also neun – womit aufgrund der 15-Prozent-Grenze lediglich eine einzige für den Versuch herangezogen werden könnte.

Allerdings: Von den neun Schulen befinden sich acht auf engstem Raum – bzw. innerhalb der gut 30 Kilometer des mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut ausgebauten Rheintals. Etwas außerhalb befindet sich das Bludenzer Gymnasium. Doch nicht einmal das ist weit genug entfernt; mit dem Schnellzug ist man von der Alpenstadt in 15 Minuten in Feldkirch. Anders ausgedrückt: Eine Modellregion Bludenz würde keinen Sinn machen, weil die Ausweichmöglichkeiten so weit gehen, dass nie und nimmer ein aussagekräftiger Versuch zur Gemeinsamen Schule zustande käme.

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