ANALYSE. In den vergangenen 15 Jahren waren die Zugänge von Freiheitlichen und Grünen größer als die Abgänge.
Die Wiener Sozialdemokraten stehen vor einer Zerreißprobe: Vertreter der Flächenbezirke, wie der Chef der Donaustadt, Ernst Nevrivy, fordern eine Öffnung hin zu den Freiheitlichen, während „City-Genossen“ wie Sozialstadträtin Sonja Wehsely davon nichts wissen wollen und weiterhin zu den Grünen tendieren. Eine Kursänderung will gut überlegt sein. Summa summarum fuhr Michael Häupl (SPÖ) in den vergangenen 15 Jahren gar nicht so schlecht, wie man meinen könnte.
Freilich: SPÖ-Wien-Erfolge und –Misserfolge bei Gemeinderatswahlen stehen zunächst nur noch in einem direkten Verhältnis zum Zustand der Freiheitlichen. Geht es diesen schlecht, können die Sozialdemokraten wieder Wähler von ihnen zurückholen. Wie 2001 und 2006: Insgesamt 66.000 bisherige FPÖ-Wähler stimmten damals für Häupl und Co. Der Abgang zu den Freiheitlichen war mit 21.000 relativ gering.
Geht’s den Freiheitlichen dagegen gut, haben die Sozialdemokraten ein Problem: 2010 und 2015 verabschiedeten sich laut SORA-Analysen insgesamt 78.000 wieder zu Heinz-Christian Strache und Co. Den umgekehrten Weg gingen nur 17.000. Bei alledem sollte man aber nicht auf die rot-grünen Wählerflüsse vergessen. Häupls-Absage an die Freiheitlichen konnten den erwähnten Abgang von Sozialdemokraten zu diesen zwar nicht verhindern; sie führte aber dazu, dass 2010 und 2015 immerhin 40.000 Grüne quasi rot wurden (aber nur 12.000 Rote grün).
Unterm Strich hat die SPÖ bei den vier Gemeinderatswahlen seit 2001 insgesamt 119.000 Wähler an FPÖ und Grüne verloren, aber 139.000 von diesen zurückgewonnen.