Österreicher sind nicht so

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ZAHLEN ZUM TAG. Die Mehrheitsverhältnisse gegenüber Flüchtlingen sind abhängig von der Fragestellung.

Sind die Österreicher wirklich so entschieden gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, wie es die ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz und eine aktuelle profil-Umfrage vermitteln? Laut profil wären 61 Prozent dagegen, dass die Republik einen solchen Schritt zur Entlastung der Situation an der griechischen Grenze gemeinsam mit anderen EU-Ländern setzt; gerade einmal 31 Prozent wären dafür zu haben.

2015 scheint also Spuren hinterlassen zu haben; es war offenbar traumatisch. Allein: Das Sozialforschungsinstitut SORA führt für die Länder Tirol und Oberösterreich sogenannte Integrationsmonitoren. Bei diesen Erhebungen zeigt sich ein etwas anderes Bild.

Konkret: Eine deutliche Mehrheit der Menschen findet, dass das Zusammenleben mit Flüchtlingen in ihrer Gemeinde sehr oder ziemlich gut funktioniert. In Tirol wurde dazu Ende des vergangenen Jahres ein Wert von 74 Prozent festgestellt. Immerhin 48 Prozent würden es wiederum bedauern, wenn die Asylberechtigten wieder wegziehen würden (47 Prozent hätten kein Problem damit, alle anderen machen keine Angaben).

Viel bemerkenswerter ist jedoch, dass es Mehrheiten für und gegen die Aufnahme von Flüchtlingen gibt: 53 Prozent der Tiroler fanden zuletzt, dass es unsere Pflicht ist, Flüchtlinge aufzunehmen und menschenwürdig unterzubringen; in Oberösterreich handelte es sich vor einem Jahr gar um 65 Prozent. Andererseits sagen aber 52 Prozent der Tiroler und 55 Prozent der Oberösterreicher, dass Österreich seine Grenzen möglichst dicht machen und keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen sollte. Das ist ein Widerspruch, zeigt aber, dass die Mehrheitsverhältnisse gar nicht so klar sind, wie man vielleicht meinen könnte.

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