BERICHT. Alles spricht für einen Wahlerfolg von Hans Peter Doskozil. Fix ist jedoch gar nichts.
Das Burgenland ist ein bisschen anders: Wenn man die SPÖ- und ÖVP-Ergebnisse bei Landtagswahlen seit 1945 betrachtet, kommt der Strukturwandel zum Ausdruck, der das Land kennzeichnet. Zunächst holte die ÖVP zwei Mal die absolute Mehrheit (mit bis zu 52,6 Prozent); das war die Zeit, in der die Landwirtschaft noch viel dominierender war. Dann wuchsen andere Branchen und vor allem pendelten immer mehr Leute zur Arbeit nach Wien. Seit 1964 ist die SPÖ die stärkste Partei im Land (siehe Grafik).
Wie auch immer: Stärkste Partei wird die SPÖ nun wohl auch unter Hans Peter Doskozil bleiben. Umfragen verheißen ihr sogar Zugewinne. Aber was sind schon Umfragen? Gut, dagegen spricht auch nicht viel: Die ÖVP hat gerade Gegenwind aus Wien erfahren, nachdem ihr Innenminister Karl Nehammer vorübergehend die Errichtung grenznaher Asylzentren ankündigte. Andererseits: Die ÖVP stürzte 2015 auf für sie einmalig schlechte 29,1 Prozent ab. Mit tatkräftiger Unterstützung von Sebastian Kurz sollen es wieder mehr werden. Ganz brutal formuliert schaut es so aus: Alles unter 35 Prozent wäre im langjährigen Vergleich nicht berauschend. Im Gegenteil.
Könnte sich dann im Falle des Falles sogar Türkis-Blau ausgehen? Darauf wetten sollte man nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Aber: Die burgenländische FPÖ ist nicht die Wiener FPÖ. Sie war nie wirklich Heinz-Christian Strache, sondern eher Norbert Hofer. Insofern könnte ihr Absturz begrenzt sein.
Die Grünen holten 2015 6,4 Prozent. Die Neos mussten sich mit weniger als halb so viel begnügen (2,3 Prozent). Kein Wunder: Das Burgenland hat keine urbanen Zentren und im ländlichen Raum sind die beiden Parteien eher nur selten gefragt. Immerhin aber könnten es die Grünen mit relativ geringen Zugewinnen zum potenziellen Koalitionspartner von Hans Peter Doskozil bringen und damit ihrer Entwicklung zur Scharnierpartei, die mit fast allen Flügeln bzw. Parteien kann, gerecht werden.
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