ANALYSE. Alles in allem ist öffentliche Werbung heuer zurückgegangen. Bei der Bundeshauptstadt gibt’s ein Plus. Und Google darf sich freuen.
Die Kommunikationsbehörde „KommAustria“ hat gerade Daten zu öffentlicher Werbung im ersten Halbjahr 2025 veröffentlicht. Diese Werbung ist seit dem vergangenen Jahr ohne Ausnahme der Behörde zu melden. Und zwar von allen Rechtsträgern, die der Rechnungshofkontrolle unterliegen. Also von Bund, Ländern und Gemeinden, aber auch Beteiligungsunternehmen, Kammern sowie ORF beispielsweise.
Insgesamt sind im ersten Halbjahr 176,7 Millionen Euro für Werbung aufgewendet worden. Das waren um rund zehn Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2024.
Die Bundesregierung war lange führend in diesem Bereich. Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hängt das noch heute nach. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts, dass es unter seiner Verantwortung zu Inseratendeals gekommen ist. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Heute ist die Regierung ein Werbezwerg: Wendeten Kanzleramt und Ministerien zusammen von Jänner bis Juni 2024, als eine EU-Wahl stattfand, 18,7 Millionen Euro auf für Informationstätigkeiten im weitesten Sinne, so handelte es sich zuletzt nur noch um 3,2. Fast die Hälfte davon kam vom Verteidigungsministerium, wobei gut eine Viertelmillion von diesem allein zur „flächendeckenden Ausstattung“ an „Austria Ski“ ging.
Das Bundeskanzleramt brachte es nur noch auf rund 42.000 Euro. Den relativ größten Teil davon für Werbung auf Youtube (rund 8000 Euro) und Facebook (6000 Euro). Öffentlichkeitsarbeit wurde im Übrigen eher über die „Illustrierte Neue Welt“, „David“ und „Furche“ betrieben als über ausgewählte Tageszeitungen wie früher.
Die Stadt Wien, die trotz erheblicher Budgetprobleme im Gemeinderatswahljahr groß geworben hat bisher, ist eher auf klassische Medien fokussiert geblieben. Ein Zehntel ihre Werbeausgaben ging mit über einer Million Euro an die Krone-Gruppe, zu der neben der Zeitung u.a. auch Digitalangebote gehören. „Heute“ kam auf 769.000 Euro, „Der Standard“ auf 735.000 Euro. Auch in diesen Fällen handelte es sich jeweils um die Gruppe.
Große öffentliche Werber sind daneben noch die Wirtschaftskammern etwa, aber auch die Linz AG sowie Wien Energie. Eine Erklärung dafür ist, dass über sie Sportsponsoring betrieben wird, also etwa Fußballvereine unterstützt werden.
Nicht nur das Kanzleramt stärkt mit seinen bescheidenen Aktivitäten globale Digitalkonzerne: Von den 176,7 Millionen an öffentlichen Werbegeldern im ersten Halbjahr gingen ganze 7,5 Millionen an Google. Und zwar von Oberösterreich Touristik und der Post etwa. Facebook durfte sich über 3,9 Millionen Euro von öffentlichen Stellen und Firmen in Österreich freuen. Das sind erhebliche Summen. Zum Vergleich: Auf die gesamte Krone-Gruppe entfielen summa summarum keine sieben Millionen Euro, wie den „KommAustria“-Daten zu entnehmen ist.
Hinweis: Das ist kein Plädoyer, mehr Steuermittel für Werbung aufzuwenden, die willkürlich vergeben wird und mit der Abhängigkeitsverhältnisse einhergehen. Es bringt jedoch Veränderungen zum Ausdruck und steht dafür, dass Medien auch von dieser Seite her massiv unter Druck geraten; und dass eine Medienförderungsreform dringlich ist.