BERICHT. Reichweiten im Zehnjahresvergleich: Anders als Boulevardblätter haben „Standard“ und „Presse“ keine Einbrüche erzielt. Aber was heißt das schon.
Qualität hält sich, Boulevard verliert: Längerfristige Veränderungen, die schon bei der „Österreichischen Auflagenkontrolle“ (ÖAK) zum Ausdruck gekommen sind, zeigen sich für ausgewählte Tageszeitungen beider Segmente auch bei der „Media-Analyse“.
Hier sind vor wenigen Tagen Daten für das vergangene Jahr veröffentlicht worden: Für den „Standard“ werden mit 535.000 um ein Viertel mehr Leserinnen und Leser ab 14 ausgewiesen als vor zehn Jahren. Bei der „Presse“ handelt sich mit 281.000 um rund 20.000 weniger. Das ist jedoch ein Verlust, der im Vergleich zu dem von Boulevardblättern gering ist.
Die Gratiszeitung „Heute“ sowie die „Krone“ hatten laut „Media-Analyse“ im vergangenen Jahr jeweils um gut ein Viertel weniger Leser als 2014. Bei „Heute“ handelte es sich noch um 720.000, bei der „Krone“ um 1,7 Millionen.
Das sind noch immer viele: Die „Kronen Zeitung“ erreicht mit 21,9 Prozent nach wie vor mehr als ein Fünftel aller Menschen ab 14 in Österreich. Bem „Standard“ handelt es sich mit 6,9 Prozent um einen Bruchteil davon.
Andererseits ist für die „Krone“ wiederum die Altersstruktur der Leser alarmierend: Dass sie viele Ältere erreicht, ist schön und gut für sie. Das Problem ist, dass sie in Relation dazu kaum Jüngere hat.
Genauer und wieder im Vergleich zum „Standard“: Mit 468.000 hat die „Kronen Zeitung“ fast sechseinhalb Mal mehr Leser ab 70, mit 120.000 aber zum Beispiel nur um gut ein Viertel mehr 20- bis 29-Jährige als der „Standard“.
Bemerkenswert auch die Unterschiede nach formaler Schulbildung der Leser: Die „Krone“ hat sechs, sieben Mal mehr mit maximal Pflichtschule, Lehre oder einer mittleren Schule als der „Standard“, dieser hat mit 190.000 jedoch fast um die Hälfte mehr Akademiker als Leser.
Alles in allem ist zu beachten, dass Menschen, die keine Boulevardzeitung mehr lesen, nicht unbedingt ins Qualitätssegment umsteigen. Wenn sie das tun würden, würden die Zahlen anders ausschauen, würden sie bei „Standard“ und „Presse“ abheben. Der Punkt ist, dass sie sich zum Beispiel eher mit sozialen Medien begnügen. Und das muss nicht besser sein.