„Österreich“-Liebe

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ANALYSE. Regierungsinserate: Innen- und Verteidigungsministern haben ihre Boulevardlastigkeit auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. (Als würden Sicherheitsfragen die Leserinnen und Leser von Qualitätszeitungen weniger angehen.)

418 Millionen Euro haben Einrichtungen, die der Rechnungshofkontrolle unterliegen, im vergangenen Jahr für Werbung ausgegeben. Das ist Daten zu entnehmen, die die Behörde „KommAustria“ veröffentlicht hat. Die Summe ist zwei Mal größer als in der Vergangenheit. Das dürfte unter anderem damit zu tun haben, dass erstmals auch „Kleininserate“ gemeldet werden mussten. Damit gemeint sind Aufwendungen von weniger als 5000 Euro pro Medium und Quartal.

Die größten Auftraggeber sind die Bundesregierung bzw. alle Ministerien zusammen sowie die Stadt Wien. Bei der Stadt Wien handelte es sich im vergangenen Jahr um 23,9, bei der Bundesregierung um 34 Millionen Euro. Sie will – unter schwarz-rot-pinker Führung – die entsprechenden Budgetansätze um ein Zehntel kürzen. Also um etwas mehr als drei Millionen Euro. Auf der anderen Seite sollen jedoch Förderungen ausgeweitet werden.

Wobei: Für zahlreiche Printmedien ist die Stadt Wien ohnehin die wichtigere Inserentin. „Heute“ und „Österreich-oe24“ bekommen bei ihr ebenso zu größeren Summen wie „Standard“ und „Presse“.

Geht man davon aus, dass für Bund, Länder und Gemeinden alle Bürgerinnen und Bürger gleich viel wert sein sollten und die Mittelvergaben bei Kampagnen pro Leser:in daher ähnlich ausfallen müssten, stellt man fest, dass das naiv ist, wenn man es auf Basis der Leser:innen-Zahlen laut Media-Analyse überprüft.

Alles in allem (!) gibt es hier weniger ein Missverhältnis zwischen Boulevardmedien einerseits und Qualitätsmedien andererseits als zwischen einzelnen Boulevardzeitungen. Auf die „Krone“ entfallen bei der Bundesregierung 1,05 Euro und auf „Österreich-oe24“ genau zwei Euro. Ähnlich ist es bei der Stadt Wien (auf Basis von Leser:innen-Zahlen in der Stadt allein): Bei ihr sind es 4,57 Euro im Falle der „Krone“ und 6,21 Euro im Falle von „Österreich-oe24“.

Bei der Bundesregierung gibt es massive Unterschiede nach Ressorts. Weiterhin schlicht absurd ist die Boulevardlastigkeit der sogenannten Sicherheitsministerien. Das Innenministerium inseriert nicht nur absolut, sondern auch pro Leser:in viel eher in „Krone“, „Heute“ und „Österreich-oe24“ als in der „Kleinen Zeitung“, im „Standard“ oder in der Presse“.

Pro Leser:in erhielt „Österreich-oe24“ vom Innenministerium mit 0,53 Euro im vergangenen Jahr ebenso am meisten wie vom Verteidigungsministerium (0,97 Euro). Bei „Standard“ und „Presse“ handelte es sich bei beiden Ressorts um einen Bruchteil davon.

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