Zum Blindgang verdonnert

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KEINE ZAHLEN. Die veröffentlichten Zahlen zur Pandemie sind im Grunde genommen eine Zumutung: Sie sagen viel zu wenig aus.

Wie an anderer Stelle auf diesem Blog vermerkt, gab es bisher 292.254 COVID-19 Testungen in Österreich. Und wie in diesem Zusammenhang ebenfalls angemerkt, ist den entsprechenden Angaben des Gesundheitsministeriums nicht zu entnehmen, wie viele Personen getestet worden sind. Es könnte also sein, dass sicherheitshalber jede Person drei Mal getestet wird; das würde bedeuten, dass mit den knapp 300.000 Testungen noch keine 100.000 Männer, Frauen und Kinder getestet worden sind.

Das ist nur ein Beispiel für die Zumutung: In Österreich ist es ja grundsätzlich so eine Sache mit Transparenz. Man erfährt auch in der größten Not nicht, auf welcher Grundlage welche Entscheidung zustande gekommen ist. War etwa der Entschluss, zunächst nur Geschäfte mit bis zu 400 m2 Fläche zu öffnen, wissenschaftlich unterfüttert? Oder willkürlich? In Deutschland fand man, dass es bis 800 m2 geht, in anderen Ländern gab es andere Grenzen.

Doch zurück zu den Gesundheitsdaten: Wir erfahren auf dem Dashboard des Gesundheitsministeriums, wie viele bestätigte Infektionen es gibt und wie sich die Zahl entwickelt. Auch zu den Genesungen werden Falldaten geliefert. Es kann aber schon einmal vorkommen, dass es einen größeren Sprung gibt, weil Daten von mehreren Tagen nachgeliefert und dann einfach in Einem eingespeist werden. Sprich: Wann genau einzelne Genesungen erfolgt sind, lässt sich nicht nachvollziehen. Ähnliches tut sich auch bei den Testungen, bei denen die Zahl für ganz Österreich an einem einzigen Tag Anfang April schon einmal um mehr als 30.000 nach oben korrigiert worden ist. Jede Information über durchschnittliche Testungen pro Tag ist so gesehen obsolet.

Zur Schwere der Infektionen bzw. Erkrankungen erfahren wir so gut wie gar nichts: Im Unterschied zu Schweden oder der Schweiz können wir nicht einmal sagen, wie viele Personen bisher insgesamt ins Spital, geschweige denn eine Intensivstation eingeliefert worden sind. Das Dashboard informiert lediglich darüber, wie viele gerade im Spital bzw. auf der Intensivstation liegen. Das sind in den letzten Wochen nie mehr als 1100 bzw. 267 gewesen. Zum Vergleich: Bisher gab es rund 600 Todesfälle. Wo sie stattgefunden haben, ist unbekannt. Ja, es existieren sogar zwei unterschiedliche Todesfallzahlen: einmal die Personen, die an und einmal all jene, die mit dem Virus gestorben sind.

In Zeiten der Digitalisierung und der Erwartung einer zweiten oder gar dritten Infektionswelle würde man glauben, dass es selbstverständlich ist, dass das Gesundheitsministerium epidemiologische Daten – in anonymisierter Form natürlich – zumindest hinunter bis zur Gemeindeebene auf einer Website ausweiset; und zwar unmittelbar, „live“ sozusagen. Aber das ist zu viel verlangt. Oder Amtsgeheimnis.

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