BERICHT. Eine aktuelle Studie untermauert, dass Femizide bestimmten Mustern folgen. Dabei geht es insbesondere um Besitzdenken und Kontrolle.
Wie hier berichtet, gibt es alles in allem immer weniger Morde bzw. Mordopfer in Österreich. Gemessen an der Gesamtbevölkerung hat sich ihre Zahl in den vergangenen Jahren gedrittelt. Es ist jedoch zu einer Verschiebung gekommen: Es gibt mittlerweile mehr weibliche als männliche Opfer. Das deutet darauf hin, dass Raubmorde zum Beispiel an Bedeutung verloren, Femizide jedoch an ebensolcher gewonnen haben.
Hier geht es nicht um Liebe, wie der Boulevard noch immer vermittelt. „Ich habe sie doch geliebt“, lautet die Schlagzeile der „Kronen Zeitung“ nach der Ermordung einer 31-jährigen Influencerin. Es soll sich um ein Zitat des mutmaßlichen Täters, ihrem Ex-Freund, handeln. „Heute“ will wissen, warum Stefanie P. sterben „musste“. Dem Text ist freilich nicht mehr zu entnehmen, als dass der Mann „alles“ gestanden und es sich „um eine eiskalte Eifersuchtstat“ gehandelt habe.
Das ist hart am Begriff „Beziehungstat“. Medien wüssten „inzwischen sehr wohl, was bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen wichtig ist, um nicht noch weiter nachzutreten“, heißt es im „Standard“ dazu. „Nur: Viele pfeifen einfach darauf.“
Die Bundeshauptstadt hat das Institut für Konfliktforschung eine qualitative Studie zu Femiziden und Femizidversuchen 2022/23 erstellen lassen und vor wenigen Tagen veröffentlicht.
Die zehn Fallanalysen würden verdeutlichen, dass Femizide in Beziehungen bestimmten Mustern folgen, schreiben die Autorinnen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen: Dabei handle es sich einerseits um eine „Femicide-Suicide“-Konstellation „und andererseits um Kontrollbeziehungen, deren Elemente in fünf Fällen nachvollziehbar waren. Kontrollbeziehungen sind durch einen Eskalationsprozess gekennzeichnet, der – nach einer Bedrohung des Machtverhältnisses etwa durch eine Trennung – im Femizid gipfelt“.
Von wegen Liebe also: Macht und Kontrolle leiten über zu Faktoren, die bereits im Vorfeld der Tat auf ein erhöhtes Risiko für massive Gewalt verweisen, wie es in der Studie heißt: „Bei jedem zweiten Femizid/-versuch hatte der Täter psychische Gewalt gegen (Ex-)Partner:innen ausgeübt bzw. zeigte ein ausgeprägtes Besitzdenken.“
In drei der insgesamt zehn untersuchten Fälle handelte es sich um einen Femizid in Verbindung mit einem Selbstmord („Fmicide-Suicide“) bzw. „stand der Risikofaktor Pflegezuständigkeit/-verantwortung im Vordergrund“. Hier seien die Täter durch die Pflege ihrer schwerkranken Ehefrau überfordert gewesen.