ZAHLEN ZUM TAG. Bei Männern mit Hochschulabschluss ist die Lebenserwartung in zumindest guter Gesundheit um fast 18 Jahre höher als bei jenen, die über die Pflichtschule nicht hinausgekommen sind.
Eine hohe und im Laufe der Zeit auch steigende Lebenserwartung ist nur von relativem Wert. Von größerem Wert ist es, möglichst lange gesund zu sein. „Statistik Austria“ hat die Lebenserwartung in sehr guter oder guter Gesundheit erfasst (die Angaben zu dieser basieren auf subjektiven Einschätzungen, die im Rahmen einer Befragung erhoben wurden). Die Ergebnisse überraschen: Bei Männern belief sich die Lebenserwartung in zumindest guter Gesundheit 2019 auf 63,1 Jahre. Das ist sehr weit weg von der generellen Lebenserwartung von Männern (79,3).
Bei Frauen ist die Differenz zwischen der Lebenserwartung in (sehr) guter Gesundheit (64,7) und der generellen Lebenswartung (84) noch größer. Das bedeutet, dass sich die durchschnittliche Frau fast 20 Jahre lang in keinem guten Gesundheitszustand mehr befindet. Bei Männern handelt es sich rund 16 Jahre.
Bei der Lebenserwartung in (sehr) guter Gesundheit gibt es auch etwas Ständisches. Das kommt in ihrem Ausmaß nach höchster abgeschlossener Schulbildung zum Ausdruck. Die Unterschiede sind beträchtlich. Und zwar vor allem bei Männern: Bei denen, die über die Pflichtschule nicht hinausgekommen sind, beträgt sie gerade einmal 54,1 Jahre, bei Hochschulabsolventen dagegen 71,6 Jahre. Das sind um immerhin 17,5 Jahre mehr. Bei Frauen ist die Differenz mit knapp 15 Jahren geringer.
Eine naheliegende Erklärung: Sozioökonomische Verhältnisse im Allgemeinen und die Berufstätigkeit im Besonderen haben Einfluss auf die Lebensweise und damit auch die Gesundheit.
Nachtrag I: Auf Twitter schreibt der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer in Reaktion darauf, auf Basis von zwei Surrogatparametern (Bildungsstand, Lebenserwartung in Gesundheit) werde eine Korrelation beobachtet. Ein kausaler Zusammenhang bestehe nicht. Die Sache ist tatsächlich komplex, wie der „Deutschlandfunk“ hier etwa in einer Analyse zu „Armut (nicht Bildungsstand!) und Lebenserwartung“ ausführt. Nachtrag II: Zum Bildungsaspekt verweist Martin Halla von der Uni Innsbruck auf eine Studie aus den USA. Sie deutet auf einen „kausalen Einfluss“ auf die Sterblichkeit hin. Schlussfolgerung: Das sollte auch in Österreich untersucht werden.
sozioökonomische einflüsse gibt es nicht – es werden zwei surrogatparameter erhoben und eine korrelation beobachtet – ein kausaler zusammenhang besteht NICHT
— ernest pichlbauer (@EPichlbauer) July 4, 2022
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