BERICHT. Im Nachbarland sind nicht nur Skigebiete, sondern auch Hotels offen. Und: Es gibt weniger Neuinfektionen als in Österreich sowie eine bemerkenswerte Entwicklung bei Mutationen.
Am vergangenen Wochenende verzeichnete die Schweiz durchschnittlich weniger als 1000 Neuinfektionen pro Tag, auch die Inzidenz (bestätigte Fälle in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) ist auf weniger als 100 zurückgegangen. Von beidem kann Österreich nur träumen, hierzulande ist die Inzidenz zuletzt wieder gestiegen, am 16. Februar hat sie 109 betragen..
Nun sind Vergleiche immer sehr schwierig. Das Nachrichtenmagazin „Economist“ hat hier zum Beispiel ausgeführt, wie es sein kann, dass Texas mit einem kurzen und Kalifornien mit einem langen Lockdown bisher ähnlich durch die Krise gekommen sind. Eine Erklärung: Ein Lockdown wird irgendwann nicht nur wirkungslos, sondern kontraproduktiv. „Illegale“ Partys finden im schlimmsten Fall eben in stickigen Hinterzimmern statt, wo die Ansteckungsgefahr am größten ist.
Aus österreichischer Sicht lohnt es sich dennoch, die Schweiz genauer unter die Lupe zu nehmen: Wer die offizielle Tourismus-Website besucht, staunt über die Hinweise, was dort alles möglich ist. Zwar immer „unter strikter Einhaltung von Schutzkonzepten“, aber doch: Nicht nur Skigebiete haben offen, sondern auch Hotels. Gäste können nicht nur in dortigen Restaurants essen, sondern sich auch in Wellness-Bereichen entspannen. Skischulen sowie Bergführerinnen und Bergführer stehen ebenfalls bereit.
Das Ganze ist nicht ohne Risiko. Im Gegenteil: Zu Beginn des Winters sind (mutmaßlich) über Besucher aus Großbritannien, von denen es dann hieß, dass sie über Nacht verschwunden seien, Infektionen mit Corona-Mutationen bekannt geworden. Schlimmer: Ausgerechnet in der Gemeinde, in der Milliardäre absteigen, gab es Fälle mit der Variante, die in Südafrika erstmals festgestellt wurde; in St. Moritz nämlich. Allein: Man hat hier nicht gezögert und schon gar nichts vertuscht, sondern zwei Fünf-Sterne-Häuser umgehend unter Quarantäne gestellt. Darunter das legendäre „Badrutts’s Palace“,
Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass sich Mutationen in der Schweiz nur stark gebremst ausbreiten können. Wenn überhaupt. In St. Moritz herrscht wieder Betrieb, der so normal ist, wie er in diesem Winter nur normal sein kann. Über stichprobenartige Laboruntersuchungen werden im ganzen Land seit Ende 2020 die Mutationsfälle abgeschätzt. Der Anteil der Variante, die in Südafrika erstmals festgestellt wurde, an der sinkenden Gesamtzahl aller Infektionen ist zuletzt mit rund zwei Prozent ausgewiesen worden.
Bei der Ausbreitung von B117 entwickelt sich der Anteil nicht mehr exponentiell. Von der dritten auf die vierte Kalenderwoche 2021 hat er sich verdoppelt, auf die fünfte ist er um die Hälfte auf rund 25 Prozent gestiegen und zuletzt nur leicht auf etwas mehr als 26 Prozent.
Dafür, dass sich die Schweiz günstig zu entwickeln scheint, dürfte kaum die dortige Teststrategie ausschlaggebend sein. Es muss mehr sein. Sonst würden nicht auch Hospitalisierungen und Todesfälle im Zusammenhang mit Corona stark zurückgehen (im Wochenvergleich zuletzt um 16 bzw. 29 Prozent).
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