BERICHT. Viel zu wenige Männer und Frauen über 55 sind erwerbstätig, was naturgemäß auf Kosten der Jüngeren geht.
In Österreich sind erwerbstätige Frauen und Männer um die 60 in der Minderheit. Ganz im Gegensatz zu Nachbarländern wie der Schweiz und Deutschland. Das läuft naturgemäß dem Generationenvertrag zuwider und ist das wohl deutlichste Argument für eine Anhebung des Pensionsantrittsalters.
Auf seine niedrigen Arbeitslosenquoten kann Österreich stolz sein; darauf ausruhen darf es sich aber nicht: 54,6 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und sogar 85,4 Prozent der 25-bis 54-Jährigen sind erwerbstätig. Zum Vergleich: In Griechenland sind es nur 13,1 bzw. 64,1 Prozent. Aber auch im OECD-Schnitt sind es weniger; nämlich 39,7 bzw. 75,6 Prozent.
So weit, so gut. Länder, die noch besser dastehen und daher als Vorbilder herangezogen werden können, muss man suchen. Aber es gibt sie. Sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft: In der Schweiz arbeiten 61,7 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und sogar 86,7 Prozent der 25- bis 54-Jährigen.
Was die Jüngeren betrifft, muss freilich angemerkt werden, dass „nicht erwerbstätig“ nicht unbedingt „arbeitslos“ heißt. Im Gegenteil: Es kann genauso gut bedeuteten, dass mehr oder weniger Frauen und Männer zum Beispiel eine Hochschule besuchen.
Wie auch immer: Geradezu alarmierend sind die Zahlen für Österreich, die sich auf die 55- bis 64-Jährigen beziehen, also eine Gruppe, die sich noch im erwerbsfähigen Alter befindet: Bei ihnen beträgt die Beschäftigungsquote hierzulande gerade einmal 43,1 Prozent. Grund: Österreicher gehen im Schnitt noch immer mit gut 60 Jahren in Pension. Daraus ist ihnen kein Vorwurf zu machen; das System, das der Philosophie anhängt, dass sich zur Ruhe setzen soll, wer über 55 keinen Job mehr findet, macht es möglich. Dieses System dient also ein Stück weit auch der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Es widerspricht allerdings dem Generationenvertrag, geht es doch zu lasten derer, die mit Pensionsversicherungsbeiträgen dafür gerade stehen müssen – was in Österreich vor allem Frauen und Männer unter 55 sind.
In der Schweiz ist das anders. Dort stehen 70,5 Prozent der 55- bis 64-Jährigen in einem Beschäftigungsverhältnis. In Deutschland sind es immerhin 61,5 Prozent. Und selbst im OECD-Schnitt sind es mehr, nämlich 55,6 Prozent.