ZAHLEN ZUM TAG. Der Anteil der unselbstständig Beschäftigten, die Mitglied einer Gewerkschaft sind, beträgt 39 Prozent bei Männern und 24 Prozent bei Frauen.
Mitte der 1970er Jahre hatte der Österreichische Gewerkschaftsbund, der derzeit seinen 20. Bundeskongress abhält, 1,6 Millionen Mitglieder. Ab Anfang der 1990er Jahren ist die Gesamtzahl meist zurückgegangen, ehe sie sich ab Mitte der 2000er bei rund 1,2 Millionen stabilisierte. Allein: Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten hat weiter zugenommen. Ergebnis: Der Anteil der Mitglieder ist von ursprünglich 65 auf 31 Prozent im vergangenen Jahr gesunken.
Auffallend in der Entwicklung: In den 2000ern gab es zunächst einen Zulauf zu Gewerkschaften und dann einen stärkeren Abgang (siehe Grafik). Das war die Zeit, in der Arbeitnehmervertreter gegen Pensionsreformen mobilisierten – und auf die dann die Affäre um die ehemalige Gewerkschaftsbank BAWAG folgte. Mit ihr ging auch eine ÖGB-Krise einher, Präsident Fritz Verzetnitsch musste zurücktreten, Nachfolger Rudolf Hundstorfer einen harten Sanierungskurs fahren.
Groß geblieben sind die Unterschiede bei den ÖGB-Mitgliedern nach Geschlecht: 1975 waren 72 Prozent der unselbstständig beschäftigten Männer bei einer Gewerkschaft, 2022 handelte es sich um 38 Prozent. Bei Frauen hat sich der Anteil von 52 auf 24 Prozent halbiert, befindet sich nun aber schon länger auf diesem Niveau. Grund: In absoluten Zahlen gibt es immer mehr weibliche Mitglieder.
Der ÖGB besteht aus mehreren Gewerkschaften. Knapp die größte ist jene der Privatangestellten mit 282.173 Mitgliedern (Stand: 31. Dezember 2022). Die zweitgrößte ist jene der öffentlich Bediensteten mit 260.310 Mitgliedern. Während im ÖGB und in den meisten Gewerkschaften sozialdemokratische Arbeitnehmervertreter bestimmend sind, sind es bei ihr christdemokratische, also schwarz-türkise.
