BERICHT. Viele haben kein Problem. Bis weit in eine Mittelschicht hinein wird jedoch ein stark wachsendes wahrgenommen.
Monatelang hat die Bundesregierung keinen Mietpreisdeckel geschaffen, unmittelbar vor einer Sondersitzung des Nationalrats, in der SPÖ und FPÖ Druck gemacht hätten, ging’s jedoch schnell: Mitten im Sommer ging die ÖVP, die einen solchen bisher abgelehnt hatte, auf die Grünen-Forderung ein. Was geplant ist: Bei allen gesetzlich regelbaren Mieten soll der Preisanstieg in den kommenden drei Jahren maximal fünf Prozent pro Jahr betragen. 75 Prozent der Mieter würden davon profitieren, erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).
Brauchen sie das? Eine belastbare Antwort darauf ist annäherungsweise gar nicht so einfach. Klar ist aber: Es gibt Gruppen, die eine extreme Wohnkostenbelastung wahrnehmen; und zwar mit einer stark steigenden Tendenz.
Statistik Austria erhebt vier Mal jährlich soziale Krisenfolgen. Die aktuellsten Daten, die vorliegen, beziehen sich auf das erste Quartal 2023. Schon sie bringen markante Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zum Ausdruck.
Mehr als 3000 Menschen in Österreich werden gefragt, wie sie die Wohnkostenbelastung wahrnehmen. Die Antworten sind naturgemäß subjektiv. Aber nicht nur: So gibt kaum jemanden aus dem höchsten Einkommensfünftel an, dass die Belastung schwer sei. Im zweihöchsten sind es aber schon 17, im mittleren 21, im zweitniedrigsten 29 und im niedrigsten Quintil 40 Prozent. Alles in allem haben sich die Anteile gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Man könnte jetzt sagen, es sei noch immer eine deutliche Mehrheit, die keine schwere Belastung wahrnehme. Zumindest politisch relevant sind aber diese Veränderungen und damit vielleicht einhergehende Befürchtungen bis weit in eine Mittelschicht hinein, ebenfalls bald Probleme zu bekommen. Das können Regierungsparteien, die sich bei kommenden Wahlen einigermaßen halten wollen, nicht unbeantwortet lassen. Wobei das „Wie“ auf einem anderen Blatt steht.
Nach Rechtsverhältnis der Wohnung sind die Anteile stark gestiegen. Am höchsten sind sie mit 33 Prozent bei Mietern „auf dem freien Markt“, gefolgt von Mietern mit einer ermäßigten Miete und Eigentümern mit einem ausstehenden Kredit (jeweils 23 Prozent). Andererseits aber sind sie nach Mietart bei Gemeindewohnungen mit 37 Prozent besonders hoch.
Und nach Haushaltstyp zeigt sich einmal mehr, dass sich besonders Alleinerzieherinnen schwertun, über die Runden zu kommen: Bei ihnen geben insgesamt 35 Prozent an, mit einer schweren Wohnkostenbelastung konfrontiert zu sein. Wobei sich dieser Wert eben auf alle bezieht, ob sie nun in Eigentum oder in Miete leben.