ANALYSE. Mit der Zeit bringen die Beschränkungen nicht mehr das, was sie bringen sollten: Einen Rückgang der Neuinfektionen.
Seit Anfang November befindet sich Österreich in einem lockdownähnlichen Zustand; einmal mehr, einmal weniger. Zunächst kam es zu einem starken Rückgang des Infektionsgeschehens. Dann kam es zu Lockerungen auf Weihnachten und unmittelbar danach wieder zu Verschärfungen. Sie bringen jedoch viel zu wenig.
Eine Auswertung der Google-Mobilitätsdaten für Österreich zeigt, dass es in der zweiten Jänner-Hälfte zu einer bemerkenswert großen Betriebsamkeit gekommen ist: Beim Bereich Arbeitsstätten betrug der Rückgang gegenüber Vor-Corona-Zeiten nur noch gut ein Drittel. Er war damit etwas geringer als in der zweiten November-Hälfte und viel kleiner als im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr; damals handelte es sich um gut 60 Prozent.
Im Bereich „Bahnhöfe und Haltestellen“ befindet sich die Mobilität um die Hälfte unter „Normal-Niveau“. Im März, April 2020 waren es um bis zu 70 Prozent weniger. Beim Sektor Freizeit, zu dem freilich auch geschlossene Gasthäuser, Museen und Geschäfte zählen, belief sich der Rückgang damals auf rund 80 Prozent, aktuell liegt er bei 60 bis 70 Prozent.
Mobilität ist ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Corona-Bekämpfung. Wenn die Leute weniger unterwegs sind, sollte es auch zu weniger Kontakten und Ansteckungsmöglichkeiten kommen. Vor diesem Hintergrund wird etwa auf Homeoffice gesetzt. Allerdings zeigen die Zahlen eben, dass das zuletzt weniger der Fall war. Ob der Appell der Sozialpartner, wieder verstärkt darauf zu setzen, etwas ändert, ist offen.
Epidemiologisch hat der gegenwärtige Lockdown bisher kaum etwas gebracht. Das liegt möglicherweise an der Ausbreitung von Mutationen einerseits und der nachlassenden Zurückhaltung vieler Menschen andererseits. Zwei Wochen nach Beginn der Lockdowns (am 9. Jänner) lag die Zahl bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 171. Am 24. Jänner belief sie sich auf 119. Wobei auffällt, dass es in den vergangenen Tagen keine Entspannung mehr gab, sondern eine leicht steigende Tendenz. In Vorarlberg ist die Inzidenz von etwas über 100 sogar wieder auf knapp 200 gestiegen.
Was groß bleibt, sind die sogenannten Kollateralschäden. Beispiel wirtschaftliche Entwicklung, mit der Arbeitslosigkeit und viele andere Dinge einhergehen: Laut Nationalbank beträgt der BIP-Verlust seit Beginn der Pandemie bereits mehr als 30 Milliarden Euro. Zuletzt belief sich der Schaden auf 900 Millionen Euro pro Woche bzw. ein Minus von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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