Land ohne Großfamilien

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ZAHLEN ZUM TAG. Kinderreichtum ist rar geworden. Das sollte man bedenken, wenn man über Leistungskürzungen diskutiert.

Es ist nicht egal, warum und wie viel Mindestsicherung gewährt wird. Schon klar. Wenn man aber den halben Sommer nur darüber diskutiert, läuft man Gefahr, sich zu verrennen. Zur Erinnerung: Aufwendungen für die Mindestsicherung machen ungefähr 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Selbst wenn man sie ohne Rücksicht auf die Bezieher:innen streichen würde, hätte man budgetär also fast nichts gewonnen. Auch zur Senkung der Steuer- und Abgabequote von über 43 auf unter 40 Prozent, die von ÖVP und FPÖ angestrebt wird, wäre kaum etwas beigetragen.

Natürlich kann man im Übrigen darüber reden, ob es für jedes Kind in einer Familie gleich viel Mindestsicherung geben soll. Ein Argument dagegen ist: Pro Kopf können gewisse Kosten mit der Größe eines Haushalts sinken. Ein Argument dafür ist: Familienbeihilfe wird auch für jedes Kind in einem gewissen Alter gleich viel gewährt. Ja, bei drei und mehr Kindern gibt es sogar einen Zuschlag.

Das zeigt, dass es hier um eine prinzipielle Frage geht. Im Übrigen sollte man sich aber auch hier nichts vormachen lassen und das konkrete Ausmaß der Problemstellung beachten: In Österreich gibt es 800.000 Familien mit Kindern unter 15. Fast 90 Prozent bestehen aus ein oder zwei Kindern. 8,6 Prozent aus drei, eineinhalb Prozent aus vier, 0,3 Prozent aus fünf und 0,1 Prozent (bzw. 855) aus 6 und mehr Kindern. Es ist also nicht weit übertrieben, festzustellen, dass Österreich ein Land ohne Großfamilien sei. Abgesehen brauchen von denen, die es gibt, bei weitem nicht alle Sozialhilfe.

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