Jugend unter Druck

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BERICHT. Anteil der jungen Männer mit psychischen und Verhaltensstörungen ist in den vergangenen Jahren um die Hälfte gestiegen.

Oft braucht es einen Anlass, damit etwas angegangen wird: Nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz hat die Bundesregierung angekündigt, Maßnahmen für die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern auszuweiten, jetzt hat der Ministerrat einige Maßnahmen dazu verabschiedet.

Geplant sind etwa mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für schulpsychologische Dienste. Zu den derzeit rund 190 Stellen sollen in den kommenden beiden Schuljahren jeweils 70, insgesamt also 140 dazukommen. Außerdem soll es verpflichtende „Exit-Gespräche“ für all jene geben, die vor einem Schulabbruch stehen.

Nach den Ereignissen von Graz sei die Regierung in dem bestätigt, was sie in ihrem Programm bereits angesprochen habe, so Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) sinngemäß. Im Programm vom März ist tatsächlich mehrfach die Rede davon: „Ausbau von Gesundheitsteams in Bildungseinrichtungen unter Einbeziehung von School Nurses und psychosozialen Angeboten“, heißt es da etwa. Aber auch: „Österreichweiter Ausbau der Therapieangebote zur Stärkung der psychosozialen Versorgung insbesondere für Kinder und Jugendliche mit 25 Mio. € jährlich ab 2026 sowie 50 Mio. € zusätzlich ab 2027 unter Budgetvorbehalt.“ Was zeigt, wie prekär die Verhältnisse schon sind: Man kann sich nicht sicher sein, ob man sich Notwendiges noch leisten kann. Zumindest in diesem Fall scheint sich das nach dem Amoklauf jedoch geändert zu haben.

Unlängst wurde auf diesem Blog behauptet, dass relativ wenig darüber bekannt ist, wie es Kindern und Jugendlichen bzw. Schülern und Lehrlingen geht. Beginnt man zu suchen, stößt man sehr wohl auf einiges, was über Wahrnehmungen und Berichte zu Phänomenen wie ADHS, Burnout oder auch zunehmendem Schulabsentismus hinausgeht, der unter anderem dafür steht, dass es Heranwachsende nicht einmal mehr schaffen, am Unterricht teilzunehmen.

Das Bundesheer „mustert“ alle männlichen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen. Über die Statistik Austria werden schließlich Ergebnisse zum Gesundheitszustand veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass der Anteil derer, bei denen eine psychische oder Verhaltensstörung festgestellt wird, gerade um die Hälfte gestiegen ist. „Gerade“ heißt: Bei heute über 25-jährigen (bis Geburtsjahrgang 1999) war es bei rund 20 Prozent der Fall. Bei Jüngeren ist es das immer öfter. Bei heute 20-Jährigen (Geburtsjahrgang 2005) handelt es sich um 31 Prozent, also fest ein Drittel.

Die Zuordnung erfolgt nach internationaler „ICD“-Klassifikation. Auch im Einzelnen: Im Vergleich zum Geburtsjahrgang 1990 beim 2005er stark zugenommen haben etwa Belastungsstörungen (bei elf Prozent aller Stellungspflichtigen) sowie Entwicklungsstörungen (sieben Prozent). Weniger oft ausgewiesen werden dagegen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (ein Prozent) – was ein Hinweis darauf ist, dass es nicht nur mehr Störungen gibt, um bei dieser Diktion zu bleiben, sondern dass sich auch der Blick darauf verstärkt und geändert hat.

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