ZAHLEN ZUM TAG. Auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie ist viel zu wenig bekannt. Ja, die Politik setzt sogar immer vagere Kriterien zur Bekämpfung an.
Mit der Auslastung der Intensivkapazitäten ist das so eine Sache: Sie ist abhängig davon, wie groß sie sind. Und da beginnt schon das Problem: Die Kapazitäten sind zum Teil steuerbar und zum Teil unbekannt. These: Mit fehlender Transparenz schadet sich die Politik nur selbst. Sie reagiert jedoch nicht darauf, sondern will den Nebel nun noch dichter machen.
Auf den Intensivstationen geht die Zahl der Corona-Patienten zum dritten Mal seit Beginn der Pandemie nach oben: Vor einem Jahr kletterte sie von null auf 267 Anfang April, um bis Ende Juni, Anfang Juli wieder in den einstelligen Bereich (!) zurückzugehen. Über den Sommer stieg sie zunächst langsam und dann immer schneller. Im November vervielfachte sie sich schließlich auf bis zu 709. Beim Rückgang haperte es diesmal; er ging schleppend voran und auch nur auf bis zu 251 Ende Februar. Seither ist die Kurve, die die Entwicklung darstellt, auf 331 (am 8. März) und damit ungefähr so steil gestiegen wie in der zweiten Oktober-Hälfte des vergangenen Jahres. Das ist insofern bemerkenswert, als die Beschränkungen heute größer sind als damals.
Die Auslastung der Spitals- und vor allem der Intensivkapazitäten galt der Politik in Herbst als entscheidendes Kriterium. Damit gab es wenigstens eine nachvollziehbare Grundlage. Auch wenn sie für die Öffentlichkeit schwer fassbar ist: Es gibt viel zu wenig Information dazu.
Was bekannt ist, ist, dass es in Österreich vor Corona 2567 Intensivbetten gab. Was man mittlerweile gelernt hat, ist jedoch, dass sehr schnell auch zusätzliche Betten bereitgestellt werden können. Was jedoch offen ist: Wie viel Personal steht zur Verfügung, für wie viele Patienten reicht das? Und überhaupt: Wie ist es um die Belegung der Intensivstationen durch „Nicht-Corona-Patienten“ bestellt? Außerdem könnten noch täglich aktualisierte Prognosen für die nähere Zukunft vernünftig sein: Wenn es einmal ein starkes Wachstum gibt, ist es letztlich nur eine Frage von Tagen, ob 500 oder 1000 Intensivpatienten zusammenkommen; dann gelangen alle Systeme ruck-zuck an ihre Grenzen.
Die Politik geht einer Auseinandersetzung über solche Fragestellungen aus dem Weg. Siehe Begutachtungsentwurf für eine Änderung des Epidemiegesetzes: Ausgangsbeschränkungen sollen nicht mehr nur bei einem drohenden Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung fixiert werden können, sondern bei einer nicht mehr kontrollierbaren Ausbreitung des Virus. Was – nebenbei bemerkt – auch insofern überrascht: Je mehr Menschen geimpft werden, desto mehr könnte sich die Bedrohung relativieren.
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