ANALYSE. Österreich hat 2567 Intensivbetten. Aktuell ist etwas mehr als ein Drittel davon für COVID-Patienten vorgesehen.
Besonders faktorenorientiert ist die Politik nicht, wenn es um COVID-19-Hospitalisierungen geht. Das muss man über ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie leider feststellen. Erstens: In den offiziellen Daten wird noch immer nicht ausgewiesen, wie viele Patienten in eine stationäre Behandlung aufgenommen werden. Es gibt immer nur einen Gesamtstand. Was das heißt, ist hier schon mehrfach ausgeführt worden: Gestern 100 und heute 101 kann heißen, dass eine Person dazugekommen ist. Theoretisch kann es aber auch bedeuten, dass 100 entlassen und 101 neu aufgenommen wurden.
Wichtiger ist nun aber die Frage der Intensivkapazitäten: Österreich musste auf einer Regierungspressekonferenz vergangene Woche erfahren, dass die Auslastung hier eigentlich immer über 85 Prozent liegt. Soll heißen: Zur Bewältigung der Pandemie ist der Spielraum demnach viel begrenzter, als es etwa der Gesundheitsminister bis zuletzt suggerierte, wenn er erklärte, es gebe noch genügend Kapazitäten.
AGES-Daten zur Lage auf den Intensivstationen gehen immer davon aus, wie viele Betten für Covid-Patienten verfügbar gemacht worden sind. (Wobei auch dem Laien einleuchtet, dass das nur ein Teil sein kann, weil es ja weiterhin andere Erkrankungsfälle oder Verletzungen gibt, die schwer sind). Sand 1. November handelte es sich österreichweit um 944 Betten. Davon belegt waren 291. Das ergibt eine Auslastung von 30,8 Prozent.
Laut Website des Gesundheitsministeriums gibt es österreichweit insgesamt 2567 Intensivbetten (Stand: 2019). Wie gesagt: Hier können nie 100 Prozent für COVID-Patienten zur Verfügung gestellt werden. Gemessen an dieser Gesamtzahl beläuft sich die Auslastung jedoch auf 11,3 Prozent.
Zu beachten bei alledem ist die Dynamik: Vorarlberg etwa verzeichnete am 27. Oktober elf und am 1. November schon 18 Intensivpatienten. Die Zahl der bereitgestellten Betten wurde zugleich von 20 auf 34 erhöht, wie dem AGES-Dashboard zu entnehmen ist. Sprich: Die Fallzahlen sind zwar gestiegen, die Auslastung der bereitgestellten Betten ist jedoch mit etwas mehr als 50 Prozent ziemlich konstant geblieben. Die Spielräume sind freilich begrenzt. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr laut Gesundheitsministerium „nur“ 77 Intensivbetten in Vorarlberg. Gemessen daran liegt die Auslastung bei einem Viertel.
Eine Besonderheit ist Tirol: Hier beträgt die Auslastung der „COVID-Intensivbetten“ aktuell über 80 Prozent. Gemessen an sämtlichen Intensivbetten beläuft sie sich jedoch auf 13,1 Prozent.
Österreichweit ist die Zahl der Intensivpatienten allein von 27. Oktober bis 1. November um 43 Prozent auf 291 gestiegen. Gemessen an sämtlichen Intensivbetten, die es gibt, hat die Auslastung damit von 7,9 auf 11,3 Prozent zugenommen. Konkrete Grenzwerte hat die Politik bisher nicht definiert. Aber das ist eine andere Geschichte.
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