ANALYSE. Das WIFO hat versucht, budgetäre Kosten und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel abzuschätzen. Es ist unmöglich – und das liegt nicht nur daran, dass vieles nicht absehbar ist.
Augen und Ohren verschließen ist eine Möglichkeit, sich um ein sorgenfreies Leben zu bemühen. Ob es klug ist? Eine rhetorische Frage. Angela Köppl und Margit Schratzenstaller vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO haben gerade einen „Policy Brief“ veröffentlicht, in dem es um „Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“ geht. Ein (greifbares) Ergebnis bzw. eine Summe sucht man vergeblich: Die Gesamtkosten bzw. der Gesamtumfang der Budgetrisiken könnten „aktuell für Österreich aus mehreren Gründen nicht umfassend beziffert bzw. dargestellt werden“, so die beiden Forscherinnen.
Das Problem ist nicht nur, dass niemand sagen wann, wie sich die Dinge wirklich entwickeln werden. Es hapert auch daran, dass – „insbesondere für die subnationalen Ebenen“ (Länder, Gemeinden) – Daten fehlen würden; und dass „für Teilbereiche der budgetären Risiken des klimapolitischen Nichthandelns keine Schätzungen bzw. Prognosen vorhanden“ seien.
Darüber kann man sich wundern. Einerseits. Andererseits: Wer sich politisch lieber ausschließlich an „Klimaklebern“ abarbeitet und Wähler gerade in Zeiten multipler Krisen nicht auch noch mit Klimafragen konfrontieren will, sorgt dafür, dass es an Informationen mangelt; dass eine Kultur des Nichtwissens gepflegt wird.
Die Kosten sind enorm. Das lasen die wenigen Zahlen erahnen, die Köppl und Schratzenstaller in ihrem „Policy Brief“ liefern: Bereits jetzt werde die öffentliche Hand „durch Klimawandelanpassungsmaßnahmen, dauerhafte klimakontraproduktive Subventionen und Beiträge zur internationalen Klimafinanzierung im Ausmaß von 5,4 bis 7 Mrd. Euro pro Jahr belastet“. Hinzu würden Ausgaben für klimabedingte Schäden kommen, die aber kaum zu quantifizieren seien.
Künftige klimabedingte Budgetrisiken könnten „allein durch künftige Anpassungsmaßnahmen und Beiträge zur internationalen Klimafinanzierung bis 2030 jährliche Ausgaben von 2,1 Milliarden Euro verursachen“. Plus: „Mögliche Ausgaben für (CO2-)Zertifikatekauf im Zeitraum 2021 bis 2030 von kumuliert 4,7 Milliarden Euro sowie eine anhaltend hohe künftige Budgetbelastung, wenn der Abbau der dauerhaften klimakontraproduktiven Subventionen, die derzeit einen Umfang von 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr erreichen, nicht gelingt.“ Wovon man ausgehen kann: Zu diesen Subventionen zählen etwa das Dieselprivileg und das Pendlerpauschale, das zumindest für ÖVP, SPÖ und FPÖ in Stein gemeißelt sind.