ANALYSE. Viel öfter als in der Schweiz werden hierzulande Coronamaßnahmen geändert. Behauptung: Das ist kontraproduktiv.
In Österreich ist die Maskenpflicht Anfang Juni gelockert worden. Und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem das Infektionsgeschehen begann, sich wieder zu beschleunigen. Jetzt wird darüber diskutiert, die Maskenpflicht wieder auszuweiten. Das ist bezeichnend: Alle paar Wochen ändern sich die Überlegungen.
Wie ein Vergleich mit der Schweiz zeigt, ist Österreich diesbezüglich besonders fahrig. These: Das zeugt von einer gewissen Strategielosigkeit. Sie kommt wiederum daher, dass sich entscheidende Teile der Politik nicht einig sind: Der grüne Gesundheitsminister hat andere Vorstellungen als insbesondere türkise Wirtschaftsvertreter. Das liegt in der Natur der Sache. Im Übrigen ist das rote Wien vor eineinhalb Jahren zu einer – im Vergleich zu allen anderen Bundesländen – restriktiven Politik übergegangen. Das Problem ist, dass sich unterm Strich nichts Berechenbares ergibt. Es hängt eher davon, ab, wer sich jeweils durchsetzt. Erst wenn sich die Spitäler füllen, hat der Gesundheitsminister bessere Chancen. Siehe Salzburg und Oberösterreich im vergangenen Herbst.
Die Uni Oxford hat einen Index entwickelt, der das Ausmaß der Corona-Maßnahmen bzw. der damit einhergehenden Beschränkungen zum Ausdruck bringen soll („Stringency Index“). 100 steht für maximal mögliche, also eine generelle Ausgangssperre. Schaut man sich die Entwicklung des Wertes an, der für Österreich ausgewiesen wird, fällt auf, dass er sich (schier) andauernd ändert. In der Schweiz ist er nicht nur fast immer niedriger seit Beginn der Pandemie, zumindest seit Sommer 2020 gibt es auch viel weniger Änderungen (siehe Grafik).
Bei den Eidgenossen existiert seit dem Frühjahr 2022 keine Quarantänepflicht mehr, auch die Maskenpflicht ist de facto abgeschafft. Bei steigenden Zahlen denkt man dort zurzeit nicht an ein Zurück, behält sich ein solches jedoch für größere Wellen im kommenden Herbst und Winter vor.
Welche Maßnahmen gerade ideal sind, hängt von vielen Fragen ab, welche nötig sind, um gesundheitliche Folgen zu begrenzen, ebenfalls. Sprich: Hier geht es nicht darum, sie qualitativ zu bewerten. Belastbarer erscheint diese Behauptung: Ständige Änderungen reduzieren die Wirkung von Auflagen und Verboten im Laufe der Zeit. Es wird mehr und mehr Menschen unmöglich, zu folgen.
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