ANALYSE. Die vierte Welle hat Österreich erreicht, es wird aber kaum (noch) geimpft und getestet und die Spitäler füllen sich – zum Leidwesen aller.
Die Spitäler seien auf die vierte Corona-Welle vorbereitet, heißt es aus Wien. Das ist wenig beruhigend. „Das Worst-Case-Szenario ist, dass die vierte Welle im Spital so einschlägt wie die dritte Welle. Wir rechnen damit, dass wir wieder unser ganzes Neun-Stufen-System brauchen werden“, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber „Wien heute“ (ORF). Zur Erinnerung: In der dritten Welle hieß es Ende März, Anfang April, es gehe auf die Kapazitätsgrenzen zu, also sei ein weiterer Lockdown notwendig. Wobei es auch ohne einen solchen ein Problem gab, das potenziell alle Menschen betraf: Viele Behandlungen und Operationen mussten aufgeschoben werden – ein sogenannter Kollateralschaden. In Wien-Favoriten hat sich am vergangenen Wochenende nach Auskunft eines dortigen Oberarztes eine Station „ratzfatz wieder füllt“ mit Coronapatienten.
Angesichts solcher Aussichten ist es bemerkenswert, dass Österreich wie schon im vergangenen Sommer in einer Art Blindflug unterwegs ist: Rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung sind zwar geimpft, doch 40 Prozent sind es eben nicht. Umso wichtiger wären Tests für diese Menschen. Und zwar PCR-Tests, die Experten zufolge einem sogenannten „Goldstandard“ entsprechen.
Allein: PCR-Tests werden im Bundesländervergleich nach wie vor eher nur in Wien durchgeführt. In der Woche bis zum 16. August handelte es sich um 16,9 pro 100 Einwohner. Im Juni waren es auch hier noch viel mehr gewesen (bis zu 44), seit Anfang Juli ist die Zahl jedoch einigermaßen konstant. Die meisten Tests nach Wien wurden zuletzt mit gerade einmal drei pro 100 Einwohner und Woche in Salzburg durchgeführt. Am wenigsten waren es in Kärnten mit 0,4.
Nicht weniger problematisch erscheint die Tatsache, dass die Grundlage für politische Entscheidungen dünn bleibt. Die Datenqualität lässt weiterhin zu wünschen übrig: Es ist beispielsweise immer nur bekannt, wie viele Menschen gerade mit Corona im Spital liegen, nicht aber, wie viele täglich aufgenommen oder entlassen werden. Auch zum Impfstatus gibt es nur die Info von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von der ZIB2 des ORF am Sonntagabend, dass 0,001 Prozent zweifach Geimpfte im Spital gelandet sind.
Dass nicht regelmäßig Informationen dazu veröffentlicht werden, begründete Mückstein mit Datenschutz. In Wirklichkeit dürfte es sich jedoch um ein altes Bund-Länder-Problem: Man lässt einander so wenig wie möglich wissen. Die Länder sind Spitalserhalter.
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