BERICHT. Die Flüchtlings- hat die Schuldenkrise vergessen lassen. Dabei ist sie trotz erster Lichtblicke noch lange nicht überwunden.
In Griechenland wird gestreikt: Heute ist der Fährverkehr eingestellt, morgen wollen Rechtsanwälte, Ingenieure und Ärzte demonstrieren. Und am 4. Februar soll überhaupt das ganze Land stillstehen – die größten Gewerkschaften haben zum Protest gegen de jüngste Pensionsreform der Regierung von Alexis Tsipras aufgerufen; künftige Pensionen sollen demnach um durchschnittlich 15 Prozent gekürzt werden.
Nichts Neues also aus Griechenland? Diese Nachrichten klingen jedenfalls vertraut. Sie stehen allerdings nicht mehr auf den Titelseiten oder am Anfang von Meldungsübersichten, sondern allenfalls am Ende. Die Schuldenkrise ist nach wie vor da; die allgemeine Aufmerksamkeit ist jedoch zur Flüchtlingskrise übergegangen und diesbezüglich befindet sich Griechenland laut Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sogar in einer „komfortablen“ Situation: Es muss die Menschen demnach nur weiterziehen lassen. Was Kurz nicht hinzufügt, ist freilich, dass an die Stände des Landes auch so gut wie jeden Tag Tote angespült werden. Und dass im vergangenen Jahr laut UNHCR immerhin 800.000 Frauen, Männer und Kinder erstversorgt werden mussten – denn das ist selbst dann notwendig, wenn sie sich nur auf der Durchreise befinden.
Und die Schuldenkrise? Der Status quo lässt sich so zusammenfassen: Griechenland geht es nach wie vor sehr schlecht, aber nicht mehr ganz so miserabel wie vor zwei, drei Jahren. Nach einer lang anhaltenden Rezession verzeichnete es im vergangenen Jahr zum zweiten Mal nach 2014 ein leichtes Wirtschaftswachstum (plus 0,5 Prozent). Das Budgetdefizit betrug zuletzt 4,1 Prozent, ist damit (für ein Euro-Land) also noch immer zu hoch. Die Arbeitslosenquote sinkt ebenfalls; 2015 von 26,5 auf 24,5 Prozent im Oktober. Der Höchstwert betrug 27,5 Prozent (2013); 2009 waren es dagegen noch 9,6 Prozent.