ANALYSE. Die Regierung gibt sich gerne „sparsam“. Auch jetzt in der Krise. Dabei profitiert gerade auch sie von den Problemen anderer.
Zu den „sparsamen 4“ zählt sich Österreich ganz gerne im Streit um die gesamteuropäische Krisenbewältigung. Das passt hervorragend zur Erzählung, wonach man in den vergangenen Jahren fleißig Schulden abgebaut und das Budget in Ordnung gebracht habe. Vorsichtig ausgedrückt handelt es sich dabei jedoch nicht einmal um die halbe Wahrheit. Maßgeblicher waren vielmehr ein Wirtschaftswachstum, Rückzahlungen geretteter Banken – und ein stark sinkender Zinsaufwand.
Was den Zinsaufwand betrifft, zählt Österreich zu den Gewinnern der Schuldenkrise Ende der 2000er Jahre: Die Schulden wurden eher nur mit Hilfe niedriger Zinsen bewältigbar. Und zwar eben nicht nur für Griechenland, Spanien oder Italien, sondern auch für die Alpenrepublik.
Eine Ahnung von der günstigen Entwicklung bekommt man auf Basis der Zahlen, die die Nationalbank führt: 2008 beliefen sich die Finanzschuld des Bundes auf 162 Milliarden Euro und der Zinsaufwand auf 6,6 Milliarden. Bis zum vergangenen Jahr kletterte der Schuldenstand um mehr als ein Viertel auf ganze 209 Milliarden Euro, der Zinsaufwand ging jedoch auf 5,6 Milliarden zurück. Sprich: Betrug er zunächst 4,09 Prozent, so waren es zuletzt nur noch 2,67 Prozent.
Anders ausgedrückt: Wäre der Zinsaufwand gemessen am Schuldenstand auf dem 2008er Niveau geblieben, wäre er allein im vergangenen Jahr um drei Milliarden Euro höher ausgefallen. Und über all die Jahre seither hätten die Finanzminister um summa summarum 12,5 Milliarden Euro mehr locker machen müssen. Das ist ihnen zum großen Glück jedoch erspart geblieben.
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