Alle zahlen ein

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BERICHT. WIFO-Studie zu staatlicher Umverteilung: Vier Fünftel der Leute bekommen jedoch mehr ausbezahlt bzw. größere Leistungen.

So funktioniert Sozialstaat. Und zwar plump und stark vereinfacht formuliert: Alle zahlen nach Möglichkeit ein, jeder bekommt so viel er braucht. In Wirklichkeit ist die Sache komplizierter. Abgesehen davon, dass das ideale Maß eine Frage der Sichtweise ist, zählen zu den Auszahlungen auch Sachleistungen wie Bildungsangebote, also zum Beispiel Schulen. Das sei vorweggeschickt.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat die Umverteilung durch den österreichischen Staat untersucht und Ergebnisse nach Einkommensdezilen ausgewiesen. Dabei wurden alle Einkommen eines Haushaltes zusammengefasst und auf die Haushaltsmitglieder aufteilt.

Was die „Einzahlungen“, also Steuern und Beiträge, betrifft, die geleistet werden müssen, zeigt sich folgendes: Im Durchschnitt beträgt ihr Anteil gemessen am Einkommen ziemlich genau ein Drittel. Beim untersten Zehntel handelt es sich jedoch um 18,3 Prozent und beim obersten um 40,1 Prozent.

Wobei sich die Zusammensetzung extrem unterscheidet. Beim untersten Zehntel kommen die 18,3 Prozent im Wesentlichen durch indirekte Steuern, insbesondere die Umsatzsteuer, zusammen. Sie machen bei dieser Gruppe 14,6 Prozentpunkte der Abgabenquote aus. Beim obersten Zehntel fallen indirekte Steuern mit 4,9 Prozentpunkten hingegen kaum ins Gewicht. Sehr wohl aber tut es hier die progressive Lohn- bzw. Einkommensteuer mit 21,6 Prozentpunkten.

Schaut man sich allein Haushalte an, in denen Erwerbstätige leben, werden die Unterschiede nur etwas kleiner. Bei ihnen beträgt die Quote im obersten Zehntel 40,9 und im untersten Zehntel 23,6 Prozent.

Das WIFO hat neben den Ein- auch die Auszahlungen ermittelt und ebenfalls nach Einkommensdezilen ausgewiesen. Wobei die Auszahlungen wie erwähnt eben weit gefasst sind und auch Sachleistungen enthalten. Hier zeigt sich, dass nur die obersten zwei Zehntel unterm Strich mehr einzahlen im Rahmen der staatlichen Umverteilung. Beim obersten Zehntel beträgt dieser Nettobeitrag durchschnittlich (!) 1845 Euro. Beim untersten Zehntel wird hingegen im Schnitt um 1393 Euro mehr ausbezahlt.

Lässt man bei den Auszahlungen die gesetzlichen Pensionen weg, verschiebt sich das Ganze deutlich: Dann zahlt die untere Hälfte mehr ein, bekommt die obere Hälfte mehr ausbezahlt. Das verdeutlicht die Bedeutung der Pensionen.

Zu beachten ist, dass sich die Angaben des WIFO auf das Jahr 2019 beziehen. Die gesamte Publikation des Instituts ist hier abrufbar.

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