Extrem selektiv

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ZAHLEN ZUM TAG. Dem österreichische Bildungssystem ist Inklusion eher fremd. Das ist ganz besondere auch zum Nachteil von Menschen mit einer Behinderung.

Selektion beginnt im österreichischen Bildungssystem nicht erst mit Zehn, also nach der Volksschule. Wie hier ausgeführt weist IHS-Experte Mario Steiner darauf hin, dass es schon bei der Vorschule, also mit Sechs, losgeht. Wobei er festgestellt hat, dass es hier nicht ausreichend gelingt, Rückstände auszugleichen: Vorschulkinder würden mit größerer Wahrscheinlichkeit frühe Bildungsabbrecher werden.

Steiners Vorschlag, die Vorschule abzuschaffen und „nicht schulreife“ Sechsjährige gemeinsam mit „schulreifen“ zu unterrichten, wird jedoch nicht einmal ignoriert. Obwohl das keine Revolution wäre: Es gibt Bundesländer mit fast keinen (z.B. die Steiermark) und Bundesländer mit sehr vielen Vorschulkindern (z.B. Salzburg). Das deutet darauf hin, dass das eher nur wohnortabhängig, sachlich also beliebig, ist.

In Österreich geht man lieber in die andere Richtung. In Oberösterreich sollen neue Sonderschulen errichtet werden. Ob das wirklich sinnvoll ist? Eurostat hat gerade Daten veröffentlicht, die grundsätzlich zu denken geben könnten: Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung werden hierzulande viel eher frühe Bildungsabbrecher als zum Beispiel in der Schweiz. Bei all jenen mit einer schweren Behinderung handle es sich in Österreich um 48,2 und in der Eidgenossenschaft um 29,4 Prozent. Bei Kindern mit einer leichten Behinderung ist die Wahrscheinlichkeit hierzulande mit 16,7 Prozent ziemlich genau doppelt so groß.

Der Prozentsatz steht für den Anteil 18- bis 24-Jähriger, der sich in keiner Aus- oder Weiterbildung befindet und in der Schule nicht über die Sekundarstufe 1 (z.B. Mittelschule) hinausgekommen ist.

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