ANALYSE. Zumindest bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs gingen praktisch alle Kinder zur Schule. 96 Prozent der 15- bis 24-Jährigen konnten lesen und schreiben.
Wie gut ist das syrische Bildungssystem? Was können die Bürgerinnen und Bürger, von denen zuletzt so viele geflüchtet sind und von denen wiederum einige Tausend auch nach Österreich kommen? Verfügbare Daten sind mit Vorsicht zu genießen. Zumal sie meist fünf Jahre alt sind und an einen regulären Schulbetrieb in weiten Teilen des Landes mittlerweile nicht mehr zu denken ist.
Wie in Österreich besteht in Syrien eine allgemeine Schulpflicht bis zur neunten Klasse. Fast alle Kinder wurden bis zum Beginn des Bürgerkrieges 2011 an den Grundschulen zumindest eingeschrieben. In der Sekundarstufe waren es dann allerdings nur noch drei Viertel – und an eine Universität oder Hochschule („tertiärer Sektor“) ging schließlich gerade einmal ein Viertel.
Mit Österreich zu vergleichen sind diese Zahlen allerdings nicht. Die „Volksschule“ dauert in Syrien nicht vier, sondern sechs Jahre. Und in der Sekundarstufe gibt es dann bereits eine Fachausbildung – etwa Industrie, Handel oder Landwirtschaft. Voraussetzung für einen Hochschulzugang sind schließlich sehr gute Noten.
Aussagekräftiger ist da schon die Alphabetisierungsrate: 85 Prozent der über 15-Jährigen können lesen und schreiben. Bei den 15- bis 24-Jährigen sind es 96 Prozent. 2014 benützten im Übrigen 38 Prozent das Internet; und pro 100 Einwohnern gab es 71 Handys, zu deren Verwendung ebenfalls ein Mindestmaß an Lese- und Schreibkenntnissen erforderlich ist.
Für Österreich gibt es keine offiziellen Angaben zur Alphabetisierung. Von der PISA-Studie ist allerdings bekannt, dass jeder fünfte 15-Jährige nicht sinnerfassend lesen kann. Immerhin aber können Acht von Zehn das Internet benützen und fast jeder besitzt ein Mobiltelefon, wenn nicht überhaupt ein Smartphone.
Die meisten Flüchtlinge sind keine 30 – und das relativiert alle Daten, die UN, UNICEF, Weltbank und andere Organisationen sammeln: Handelt es sich um Kinder, haben sie möglicherweise noch gar keine Schule besucht; weil sie zu jung dafür sind oder weil sie aufgrund des Krieges „ausgefallen“ ist. Sind sie etwas älter, trifft dasselbe möglicherweise auf ihre Berufsausbildung zu.