BERICHT. Österreicher sehen das Zusammenleben mit Flüchtlingen und Migranten bei weitem nicht so negativ, wie der Integrationsfonds und Ministerin Plakolm tun.
Der Integrationsfonds liefert einen Integrationsbarometer und die zuständige Ministerin Claudia Plakolm (ÖVP) „fühlt sich bestätigt“, wie die „Presse“ schreibt. 68 Prozent finden laut einer Umfrage, die der Fonds durchführen ließ, dass Integration sehr oder eher schlecht funktioniere. 54 Prozent sagen, das Zusammenleben mit Zuwanderern sei schlecht, in Bezug auf Flüchtlinge tun das gar 65 Prozent. Kommentar Plakolm laut „Presse“: „Wir werden die Menschen mit Nachdruck zur Integration bringen, notfalls auch mit Sanktionen.“
Sehen die Österreicher wirklich so große Schwierigkeiten? Sagen wir so: Es gibt Erhebungen, bei denen etwas anderes herauskommt. Und auch wenn die Fragestellungen nicht immer identisch sind, sind die Unterschiede enorm.
Beispiel 1: Die Europäische Kommission hat im März und im April bei einem Standard-Eurobarometer auch 1000 Österreicher zu Migration befragen lassen. Zum Beispiel, welches Gefühl sie bei Einwanderung aus anderen EU-Staaten haben. Ergebnis: 67 Prozent ein positives. Bei Einwanderung aus Nicht-EU-Staaten sind es weniger, nämlich 45 Prozent. Alles in allem stellen aber 59 Prozent fest, dass Einwanderer einen positiven Beitrag für Österreich leisten würden. Und: Dass man Flüchtlingen helfen sollte, unterschreiben 74 Prozent.
Es gibt immer auch Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, Probleme und Schwierigkeiten sehen oder negative Gefühle haben, wenn sie an Zuwanderung denken, bei den Fragestellungen im Rahmen des Eurobarometers kommen aber weniger heraus als beim Integrationsbarometer des Integrationsfonds.
Beispiel 2: Beim „Integrationsmonitor 2023“, den das Sozialforschungsinstitut „Foresight“ für das Land Tirol erstellt hat, zeigen sich überhaupt Unterschiede, die eine wesentliche Rolle spielen dürften: Das Zusammenleben mit Zuwanderern in der eigenen Wohngemeinde ist hier von 59 Prozent als sehr oder ziemlich gut bezeichnet worden. Ja, auch beim Zusammenleben mit Flüchtlingen ist hier eine klare Mehrheit von 57 Prozent herausgekommen, die das tut. Bei der Beurteilung des Zusammenlebens auf Landesebene handelt es sich jedoch jeweils um eine Minderheit.
Schlussfolgerung von „Foresight“: „Dieser Effekt zeigt sich häufig in Studien zum Zusammenleben (und konnte auch bereits in den Integrationsmonitoren Tirol 2017 bis 2021 beobachtet werden): Je niedriger die Ebene des Zusammenlebens ist, die beurteilt werden soll, desto besser wird das Zusammenleben auch bewertet. Oder anders ausgedrückt: Wenn man bei der Beurteilung auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, wie es bei der Wohngemeinde meistens der Fall ist, fällt die Beurteilung besser aus als bei Ebenen, die in ihrer Gesamtheit nicht ausschließlich aufgrund der eigenen Erfahrungen beurteilt werden können (wie es beim Zusammenleben in einem Bundesland der Fall ist).“
Oder als auf Bundesebene, wie man hinzufügen muss: Dort werden von Boulevardmedien und Teilen der Politik eher nur Probleme thematisiert – und scheinen wohl auch daher von einer Masse viel eher nur solche gesehen zu werden.