Innereuropäische Flüchtlingswelle

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ZAHLEN ZUM TAG. Österreich ist mit viel mehr Asylwerbern konfrontiert als in den vergangenen Jahren. Im Mittelmeerraum sind die Verhältnisse jedoch unverändert.

Der Code „2015“ geht wieder um. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) erklärte unlängst, man habe seit 2015 nicht dazugelernt. Das ist eine Anspielung an die damalige Flüchtlingskrise. Anlass für Doskozil, das mitzuteilen, war, dass wieder sehr viele Asylsuchende über die Grenze nach Österreich kommen und vor Ort zumindest vorübergehend betreut werden müssen. Auch ÖVP-Innenminister Gerhard Karner gibt sich alarmiert, von Parteisekretärin Laura Sachslehner nicht zu reden.

Ein Blick auf die Asylstatistik des Innenministeriums, die immer etwas rückständig ist, bestätigt, dass es eine signifikante Veränderung gibt: Bis einschließlich April wurden heuer 15.999 Asylanträge verzeichnet in Österreich. Das waren um 138 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für Mai, geschweige denn Juni, liegen noch keine Angaben vor.

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR betreibt ein (praktisch) tagesaktuelles Dashboard, in dem die Zahl aller erfassten Männer, Frauen und Kinder ausgewiesen sind, die über den Mittelmeerraum auf dem See- oder Landweg nach Europa kommen. Heuer waren das bisher 46.964. Das sind mehr als in den vergangenen beiden Jahren (38.564 und 39.342), aber ähnlich viele wie vor der Pandemie; 2019 handelte es sich bis Ende Juni um 48.507. 2015 waren es im Vergleichszeitraum gut drei Mal mehr gewesen (153.325).

Die Tageszeitung „Die Presse“ lieferte Anfang Juni eine Erklärung für die Entwicklung in Österreich, die plausibel erscheint: Laut Gerald Tatzgern, dem Leiter der Schlepperbekämpfung im Bundeskriminalamt, haben sich von den 100.000 Menschen, die vor zwei Jahren auf den Westbalkan kamen und dort unter widrigen Umständen leben, nun viele auf den Weg nach Mitteleuropa gemacht. Das hänge auch mit Berichten zusammen, wonach in der EU Menschen aus der Ukraine geholfen werde.

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