Wie sich die SPÖ-Wählerschaft verändert hat

ZAHLEN ZUM TAG. Aus der Arbeiter- wurde eher eine Pensionisten- und urbane Akademikerpartei. Was zu einem erheblichen Teil allerdings auch nur auf Leihstimmen beruhen könnte.

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ZAHLEN ZUM TAG. Aus der Arbeiter- wurde eher eine Pensionisten- und urbane Akademikerpartei. Was zu einem erheblichen Teil allerdings auch nur auf Leihstimmen beruhen könnte.

Die SPÖ müsste „komplett neue Wege gehen“, empfiehlt der steirische Ex-Landesparteivorsitzende und -Landeshauptmann Franz Voves in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“: „Diese Wohlfühlpartei, wo sich der Apparat wohlfühlt, ist ja etwas Schönes. (…) Aber damit gewinnst du die Bevölkerung mit ihren heutigen Problemen überhaupt nicht mehr.“

Tatsächlich? Schaut man sich die Wählerschaft der Partei bei der Nationalratswahl 2006 an und vergleicht sie mit jener des Jahres 2017, dann fällt vor allem eines auf: Verluste. Sie fielen jedoch sehr unterschiedlich aus und vereinzelt gab es auch Gewinne, die in Summe allerdings bei weitem nicht ausreichten, um die Verluste auszugleichen.

Was die Partei vor eine strategisch entscheidende Frage stellt: Will sie sich darum bemühen, diese Gewinne auszuweiten oder versucht sie es bei ganz anderen Zielgruppen? Die Antwort ist offen.

Bemerkenswert sind jedenfalls drei Veränderungen:

  • Insgesamt ist der Stimmenanteil der SPÖ um ein Viertel auf 26,9 Prozent zurückgegangen. In Städten waren die Verluste jedoch weniger stark als auf dem Land: In Wien machten sie beispielsweise ein Siebentel auf 34,5 Prozent aus und im Burgenland beinahe ein Drittel auf 32,9 Prozent.
  • Unterschiedlich auch die Veränderungen nach Bildungsabschluss, die den SORA-Analysen zu entnehmen sind: Bei Leuten, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, verlor die SPÖ von 43 auf 33 Prozent, bei Lehrabsolventen gar von 42 auf 25 Prozent. Auf der anderen Seite hat sie bei Uni-Absolventen stark zugelegt – von 24 auf 31 Prozent.
  • Extrem stark sind die Verluste bei Arbeitern (von 51 auf 19 Prozent). Etwas geringer bei Angestellten (von 36 auf 26 Prozent). Gehalten hat die SPÖ dagegen ihren Stimmenanteil bei Pensionisten (39 Prozent).

Die Wahlergebnisse wurden naturgemäß nicht nur von der Partei selbst beeinflusst. Es gab auch äußere Einflüsse, die nicht zu unterschätzen sind: 2017 stand die Wahl ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise und den Antworten, die Sebastian Kurz (ÖVP) dazu angeboten hat. Daneben hat die SPÖ sehr stark von der Krise der Grünen profitiert: Von diesen allein holte sie laut SORA 161.000 und damit mehr als ein Zehntel ihrer Wähler. Sie muss die Partei erst halten – sonst werden nur einmalige Leihstimmen daraus, die beim nächsten Mal wieder weg sind.

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