Strache vs. Moschitz: Ein Schaden, der bleibt

ANALYSE. In der Auseinandersetzung zwischen dem FPÖ-Chef und dem Journalisten geht es um viel mehr als nur darum, dass, einmal angepatzt, immer ein bisschen hängen bleibt. 

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ANALYSE. In der Auseinandersetzung zwischen dem FPÖ-Chef und dem Journalisten geht es um viel mehr als nur darum, dass, einmal angepatzt, immer ein bisschen hängen bleibt.

„Politiker kommen und gehen, Sie bleiben“, pflegte die Politikjournalistin Ute Sassadeck zu ihren Schülern zu sagen, wenn erstere glaubten, unliebsame Berichterstattung sanktionieren zu müssen. Die Ermunterung, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, sondern vielmehr kritisch zu bleiben, war gut gemeint. Sie wirkt jedoch nicht in jedem Fall. Bei einem solchen ist gerade ein weiteres Kapitel abgeschlossen worden.

Vor mehr als sieben Jahren, am 12. März 2010, besuchte der Journalist Eduard Moschitz für die ORF-Reportage „Am rechten Rand“ gemeinsam mit Skinheads eine Veranstaltung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Was dann passierte, ist bekannt: Strache behauptete, Moschitz habe die Burschen zu einer nationalsozialistischen Grußformel angestiftet. Als sich dies auf den Aufzeichnungen nicht bestätigen ließ, sprach Strache von einer Manipulation, was er freilich genauso wenig belegen konnte, lag eine solche doch nicht vor.

Was folgte, war ein schier endloser Rechtsstreit, der diese Woche vom Oberlandesgericht Wien wie folgt entschieden wurde: Eine FPÖ-Berufung wurde abgewiesen, Moschitz eine erhöhte Entschädigung von 17.000 Euro zugesprochen. Damit ist er rehabilitiert.

Viel hat der Journalist allerdings nicht davon: Strache hat es geschafft, ihn massiv zu schädigen. Erstens, indem er, um es vielleicht zu vorsichtig zu formulieren, öffentlich angepatzt hat. Zweitens, indem er es ihm dadurch de facto unmöglich gemacht hat, jemals wieder über ihn zu berichten. Und drittens, indem er ihn über all die Jahre mit dieser einen Geschichte gefesselt hat. Summa summarum ist da zu viel an Moschitz hängen geblieben. Zu Unrecht, wohlgemerkt: Straches Vorwürfe gegen ihn waren von vorne herein nachweislich falsch. Es ging viel eher darum, die in den Punkten eins bis drei erwähnten Folgen zu provozieren.

Der Schaden, der dadurch entstanden ist, kann nicht unterschätzt werden. Im Gegenteil: Diese Geschichte birgt auch die Gefahr in sich, den Umgang von Journalisten mit Strache, der demnächst immerhin Kanzler werden könnte, ingesamt zu beeinflussen. Und zwar in dem Sinne, dass sie sich im Zweifelsfall eher vorsichtig gegenüber ihm verhalten. Wer will schon ein Schicksal wie Moschitz in Kauf nehmen?

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