Redet Kurz Österreich zu schlecht? Und Kern zu gut?

ZAHLEN ZUM TAG. Das Wirtschaftswachstum zieht an. Die Alpenrepublik dürfte damit zwar nicht mehr zu den Schlusslichtern in Europa zählen, bestenfalls aber Mittelmaß werden.

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ZAHLEN ZUM TAG. Das Wirtschaftswachstum zieht an. Die Alpenrepublik dürfte damit zwar nicht mehr zu den Schlusslichtern in Europa zählen, bestenfalls aber Mittelmaß werden.

Die Parteitagsrede, der ÖVP-Obmann Sebastian Kurz in Linz hielt, war vor allem eines: eine ernüchternde Beschreibung Österreichs. Wir stehen nicht gut da, lautete die Botschaft. Wörtlich sagte der 30-Jährige: „Hören wir bitte auf damit, die Dinge schönzureden und sagen wir lieber ehrlich, was Sache ist in unserem Land.“ Zum Beispiel, dass Österreich gemeinsam mit Deutschland nicht mehr die europäische Wirtschafts-Lokomotive darstelle: „Heute sind wir beim Wirtschaftswachstum nur noch an 22. Stelle in der Europäischen Union.“

Wirklich? Ein Blick in die Daten, die die europäische Kommission führt, zeigt, dass das im vergangenen Jahr der Fall war: Eineinhalb Prozent Wachstum reichten für Platz 22 (von 28). In der Frühjahrsprognose der Kommission für heuer wird zwar eine höhere Rate (1,7 Prozent) angegeben; das lang aber gar nur noch für Platz 23.

So gesehen steht Österreich noch schlechter da. Die Sache ist jedoch die: Das WIFO hat die Prognose für heuer ein weiteres Mal nach oben korrigiert; aktuell liegt sie bei 2,4 Prozent Wachstum. Das IHS geht von 2,2 Prozent aus. Und das könnte möglicherweise für einen besseren Platz reichen (unter der – zugegebenermaßen: unrealistischen – Annahme, dass die Prognosen aller anderen Ländern nicht erhöht werden, immerhin für den 17. oder 18.).

Genau darauf scheint der SPÖ-Vorsitzende zu setzen: Bundeskanzler Christian Kern sieht Österreich auf einem guten Weg. Nachdem die erwähnte WIFO-Prognose veröffentlicht worden war, twitterte er, das Land sei „bei den besten“ in der Eurozone. Das jedoch ist übertrieben: Setzt man die 2,4 Prozent für die Alpenrepublik in die Prognose der Kommission ein, reicht es für Platz zehn von 19.

Conclusio: Österreich steht 2017 sehr wahrscheinlich nicht mehr ganz so schlecht da, wie Kurz vermittelt, aber auch nicht so gut, wie Kern suggeriert.

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