ZAHLEN ZUM TAG. Größte Hoffnung: Kurz konzentriert sich ganz auf enttäusche FPÖ-Wähler.
Die NEOS sind ein Phänomen: Von der Wählerzusammensetzung her sind sie extrem breit aufgestellt. Das ermöglichte ihnen ein erstes Leben bzw. den Einzug in den Nationalrat 2013. Vier Jahre später blieb die Zusammensetzung bunt, änderte sich jedoch stark. Das ermöglichte der Partei ein zweites Leben bzw. den Verbleib im Nationalrat. Und 2019?
Zunächst zu den Details, die den Wählerstromanalysen des Sozialforschungsinstituts SORA zu entnehmen sind: Ziemlich genau die Hälfte der NEOS-Wähler 2013 waren bisherige ÖVP- und Grünen-Wähler (61.000 bzw. 57.000). 2017 verloren die NEOS die Hälfte ihrer Wähler wieder, darunter allein 60.000 an die unter Sebastian Kurz neu aufgestellte ÖVP. Im Gegenzug hat die Partei, die damals von Matthias Strolz geführt wurde, in Summe jedoch mehr neue Wähler gewonnen, darunter 32.000 von der ÖVP und ganze 57.000 von den Grünen.
Brauchen die NEOS nun also ein drittes Leben? Sehr viel spricht dafür: Ein Wiedererstarken der Grünen würde ihnen zu schaffen machen. Eine triumphierende ÖVP wohl ebenfalls. Abgesehen davon, dass immer alles ganz anders kommen kann, besteht für sie jedoch eine Hoffnung: Die wichtigste Zielgruppe für Sebastian Kurz sind nicht potenzielle NEOS-Anhänger, sondern enttäuschte FPÖ-Wähler. Sie muss er ansprechen, wie er es im EU-Wahlkampf z.B. schon durch seine Angriffe auf Brüssel („Bevormundung“, „Regulierungswahnsinn“) getan hat. Zumindest bei der EU-Wahl könnte das den NEOS europafreundliche Bürgerliche bringen, denen das zu weit geht.