ZAHLEN ZUM TAG. Die durchschnittlich tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit beträgt in Österreich nur noch 29,4 Stunden. Mit „Wellnessmentalität“ hat das weniger zu tun.
Österreich gehört zu den europäischen Ländern, in denen die durchschnittlich tatsächlich geleistete Arbeitszeit am niedrigen ist. Im vergangenen Jahr ist sie laut Statistik Austria auf weniger als 30 Stunden pro Woche gesunken und hat 29,4 Stunden betragen. „Wir müssen die Zahl der Arbeitsstunden erhöhen“, zeigt sich Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) in einem „Heute“-Interview alarmiert: „Im Teilzeitmodus und mit Wellnessmentalität werden wir den Wohlstand nicht halten können.“
Klingt, als wären die Leute faul und würden es sich in einer Hängematte gemütlich machen. Eine solche Zuspitzung ist jedoch daneben. Für nicht wenige mag es die Erkenntnis geben, dass es sich ohnehin nicht lohnt, mehr als quasi notwendig zu arbeiten, weil Eigentum unerschwinglich geworden ist ohne Erbschaft bzw. Vermögen. Andere entdecken, dass es sich auch mit weniger gut leben lässt.
Der Begriff „Wellnessmentalität“ täuscht jedoch darüber hinweg, dass immer mehr Menschen in Österreich arbeiten. Genauer: Die Erwerbsquote ist in den vergangenen 20 Jahren gestiegen. Bei Männern ein bisschen, um 2,2 Prozentpunkte auf 77,5 Prozent, bei Frauen stark, nämlich um elf Punkte auf 70,7 Prozent. Damit gemeint ist der Anteil unselbstständig Beschäftigter in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen.
Das ist das eine. Das andere ist die Antwort auf die Frage, wer denn Teilzeit arbeitet. Zunächst nach Alter und Geschlecht: Bei Männern, bei denen es sich um zwölf Prozent handelt, fällt auf, dass das eher Jüngere und eher Ältere tun. Also etwa Studierende und dann Leute, die vor der Pension stehen. Auch bei Frauen, bei denen der Anteil insgesamt 52 Prozent beträgt, sind es zunächst bei den Jüngeren und dann bei den Älteren mehr.
Viel mehr sind es vor allem aber bei den 35- bis 39-Jährigen, also in der klassischen Familiengründungsphase. Dazu passt, dass als Hauptmotiv für Teilzeitarbeit die Betreuung von Kindern und Angehörigen genannt wird.
Extrem unterschiedlich sind die Teilzeitquoten im Übrigen nach Branchen. Auf dem Bau beträgt sie gerade einmal elf Prozent, im Gesundheits- und Sozialwesen, das stark wachsend ist, hingegen 55 Prozent.