ZAHLEN ZUM TAG. Bei Menschen, die sich in der Arbeiterklasse oder politisch rechts der Mitte sehen, ist das Misstrauen weit überdurchschnittlich.
Insgesamt wird die Arbeit der Justiz vom Korruptionsexperten Martin Kreutner gelobt. Bei der Handhabung clarmoroser Fälle, bei denen es um prominente Beteiligte geht, sieht er jedoch ein Problem: „Nach Notensystem würde ich sagen, sind wir, leider Gottes, wenn wir ehrlich sind, auf vier bis fünf“, erklärte er Montagabend in der ZIB2. Schlimmer: Es wäre ein Grund, „warum wir heute nicht mehr EU-aufnahmefähig“ wären.
Ein Hindernis wäre etwa, dass die Staatsanwaltschaft in Strafsachen von öffentlichem Interesse und überregionaler Bedeutung dem politisch geführten Justizministerium berichten und dort letzten Endes auch fragen müsse, ob gewisse Ermittlungsschritte erlaubt seien.
In der Öffentlichkeit genießt die Justiz erhebliches Vertrauen. Bei Eurobarometer-Erhebungen wird das regelmäßig abgefragt. Zuletzt gaben hierzulande 72 Prozent von insgesamt 1000 ab 15-Jährigen an, ihr zu vertrauen. 23 Prozent misstrauen ihr.
Es gibt jedoch Unterschiede nach Selbstzuordnung der Befragten. Zum Beispiel nach sozioökonomischer Klasse: In der Arbeiterlasse vertrauen nur 58 Prozent der Justiz, in der oberen Mittelschicht hingegen 86 Prozent. Dort misstrauen ihr umgekehrt nur 12 Prozent, während das in der Arbeiterklasse ganze 37 Prozent tun – also drei Mal mehr.
Hoch ist der Vertrauenswert bei Männern und Frauen, die sich der politischen Mitte zuordnen (83 Prozent). Durchschnittlich ist er bei eher Linken (73 Prozent), bescheiden bei eher Rechten (61 Prozent). Bei ihnen misstrauen 30 Prozent der Justiz. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass bei ihnen genauso wie bei Arbeitern ein Gefühl verbreiteter ist, wonach es sich „die da oben“ richten können.
