Werden Erfolg und Fleiß strafbar?

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ZAHLEN ZUM TAG. Aus der Nationalbank kommt der Vorschlag, Leute, die weniger verdienen, früher in Pension gehen zu lassen. Mehr hat’s nicht gebraucht.

Markus Knell, Pensionsexperte der Nationalbank, fordert „neue Wege in der Pensionspolitik“. Einkommensabhängige Ersatzraten könnten mehr Gerechtigkeit schaffen, meint er: „Wer weniger verdient, könnte früher in Pension gehen oder eine höhere Ersatzrate erhalten. Gleichzeitig ließe sich so eine nachhaltige Anhebung des Pensionsantrittsalters sozial ausgewogener gestalten.“

Daraus geworden ist die Schlagzeile: „Wer mehr verdient, soll länger arbeiten.“ Ernst Sittinger, Mitglied der Chefredaktion der „Kleinen Zeitung“, kommentiert gar: „Erfolg und Fleiß werden strafbar.“

Ausgangspunkt der Überlegungen von Knell ist, dass „Lebenserwartung und Einkommen zusammenhängen“ würden. Daher begünstige das derzeitige System Personen mit höheren Einkommen. Das würde er ändern.

Die „Statistik Austria“ führt Daten zur Lebenserwartung nach Bildungsabschluss und hier vor allem zur Lebenserwartung in guter oder sehr guter Gesundheit. Das lässt Rückschlüsse zu: Wer über einen höheren Bildungsabschluss nach formalen Kriterien verfügt, hat ja eher auch ein höheres Einkommen.

Die Unterschiede in Bezug auf die Lebenserwartung in guter oder sehr guter Gesundheit sind enorm. Bei Männern mit Hochschulabschluss beträgt sie fast 72, bei ebensolchen mit Pflichtschulabschluss lediglich rund 54 Jahre. Um 18 Jahre weniger also. Bei Frauen mit Hochschulabschluss handelt es sich um knapp 71, bei ebensolchen mit Pflichtschulabschluss um 56 Jahre. Hier liegen immerhin 15 Jahre dazwischen.

Die Gründe sind vielschichtig. Ein Faktor ist die Tätigkeit. Wer zum Beispiel nach der Pflichtschule auf den Bau geht, um dort zu arbeiten, ist eher früher körperlich am Ende. Dazu kommen Gesundheitskompetenz und -verhalten. Eine Ahnung dazu liefern etwa Daten zu Stellungspflichtigen: Bei ihnen ist der Raucheranteil bei all jenen ohne positivem Pflichtschulabschluss zehn und jenen mit positivem Pflichtschulabschluss sechs Mal größer als bei jungen Männern, die vor der Matura stehen oder diese bereits absolviert haben (rund drei Prozent).

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